Diabetologie und Stoffwechsel 2007; 2 - V75
DOI: 10.1055/s-2007-982170

KATP-Kanal defiziente B-Zellen zeigen eine geringere Empfindlichkeit gegen oxidativen Stress

M Düfer 1, B Gier 1, P Krippeit-Drews 1, L Aguilar-Bryan 2, J Bryan 3, G Drews 1
  • 1Universität Tübingen, Pharmazeutisches Institut, Tübingen, Germany
  • 2Baylor College of Medicine, Department of Medicine, Houston, United States of America
  • 3Baylor College of Medicine, Department of Molecular and Cellular Biology, Houston, United States of America

Fragestellung: In B-Zellen von Wildtyp-Mäusen wird die Insulinsekretion durch H2O2 beeinträchtigt. Ursache hierfür ist unter anderem eine ATP-Depletion der B-Zellen und das Öffnen der KATP-Kanäle, wodurch die Zellmembran hyperpolarisiert. Ziel dieser Studie ist, zu untersuchen, ob in KATP-Kanal defizienten B-Zellen aus SUR1-Knockout Mäusen (SUR1-KO) eine geringere Sensitivität gegen H2O2-vermittelten oxidativen Stress besteht.

Methodik: Das Membranpotential wurde mit der Patch-clamp Technik bestimmt. Intrazelluläres Ca2+ ([Ca2+]c) wurde fluoreszenzoptisch gemessen und die Insulinsekretion in steady-state Inkubationen mittels RIA erfasst.

Ergebnisse: In Wildtyp B-Zellen wurde die durch 15 mM Glucose induzierte Insulinfreisetzung bereits durch geringe Konzentrationen H2O2 (0,025 mM, n=9) gehemmt. SUR1-KO B-Zellen zeigten unter dem Einfluss von 0,025 und 0,1 mM H2O2 jedoch keine Abnahme der Sekretionsleistung (n=9). Um die zu Grunde liegenden Mechanismen zu untersuchen, wurde der Einfluss von H2O2 auf Membranpotential und [Ca2+]c getestet. In mit 15 mM Glucose stimulierten Wildtyp B-Zellen wurde die Zellmembran durch 0,01 mM H2O2 von -43±1 mV auf -60±1 mV hyperpolarisiert (n=9, P<0,001) und es traten keine Ca2+-Aktionspotentiale mehr auf. In KATP-Kanal defizienten B-Zellen führten 0,01 bzw. 0,1 mM H2O2 nicht zur Membranhyperpolarisation (n=6). Auch die Frequenz der Ca2+-Aktionspotentiale wurde durch H2O2 nicht vermindert (81±15 APs/min unter 15 mM Glucose vs. 110±25 APs/min 5min nach Gabe von 0,01 mM bzw.128±9 vs. 119±10 APs/min nach Gabe von 0,1 mM H2O2). [Ca2+]c nahm in mit Glucose stimulierten Wildtyp B-Zellen unter dem Einfluss von 0,01 mM H2O2 auf basale Werte ab (n=9). Im Gegensatz dazu blieb [Ca2+]c in SUR1-KO B-Zellen erhöht und konnte durch Blockade der L-Typ Ca2+-Kanäle mit 10µM Nifedipin abgesenkt werden (n=8).

Schlussfolgerung: Die Verminderung der Sekretionsleistung von B-Zellen durch H2O2 lässt sich durch Ausschalten der KATP-Kanäle deutlich verringern. Ein wesentlicher Faktor hierfür ist, dass der Ca2+-Einstrom in Wildtyp B-Zellen bereits durch geringe Mengen H2O2 verhindert wird, wohingegen Ca2+-Aktionspotentiale und [Ca2+]c in SUR1-KO B-Zellen nicht beeinträchtigt werden. Diese Daten weisen darauf hin, dass KATP-Kanäle ein wichtiger Angriffspunkt sind, um B-Zellen vor oxidativem Stress zu schützen.