Rofo 2007; 179 - VO_220_2
DOI: 10.1055/s-2007-976926

Evaluation der diagnostischen Wertigkeit verschiedener morphologischer Zeichen an einem Kollektiv von 1040 MR-Mammographien

DM Renz 1, PA Baltzer 1, J Böttcher 1, M Facius 1, SO Pfleiderer 1, M Gajda 1, O Camara 1, WA Kaiser 1
  • 1Friedrich-Schiller-Universität, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Jena

Ziele: Die MR-Mammographie hat sich in Diagnostik, Staging und Nachsorge des Mammakarzinoms etabliert. Im Vergleich zu Mammographie und Sonographie erzielt die MRT-Diagnostik eine weitaus höhere Sensitivität mit einer variablen, untersucherabhängigen Spezifität. Neben den bekannten dynamischen Parametern wurden in den vergangenen Jahren immer mehr morphologische Charakteristika von Malignomen diskutiert. Das Ziel dieser Studie war, die diagnostische Wertigkeit unterschiedlicher morphologischer Zeichen zu analysieren. Methode: In die Untersuchung wurden MR-Mammographien von 1040 Patientinnen mit insgesamt 1164 histologisch verifizierten (466 benignen, 698 malignen) Läsionen eingeschlossen. Die folgenden morphologischen Charakteristika wurden unter anderem evaluiert: Hook-Zeichen, Blooming-Zeichen, Punched-Out-Zeichen und Präpectorales Ödem. Das Hook-Zeichen bedeutet, dass mindestens ein hakenförmiger Ausläufer des Tumors Kontakt zum Musculus pectoralis aufweist. Ein Blooming-Effekt liegt vor, wenn ein früh anreichernder Herd initial eine glatte Berandung besitzt, seine Begrenzung im Verlauf der Kontrastmittel-Kinetik jedoch zunehmend unscharf wird. Definition des Punched-Out-Zeichens: 1 Minute nach i.v. Kontrastmittel-Applikation weisen manche Areale der Cutis ein kräftiges, wie ausgestanzt wirkendes Enhancement auf, wohingegen die umliegenden Bereiche der Cutis eine langsame, kontinuierliche Anreicherung zeigen. Ödem in der Umgebung einer Läsion kann beispielsweise durch eine Entzündungsreaktion oder durch Tumorangiogenese induziert werden. Eine spezielle Lokalisation des tumorassoziierten Ödems befindet sich präpectoral, ventral des M. pectoralis. Ergebnis: Alle morphologischen Charakteristika traten signifikant häufiger bei malignen als bei benignen Läsionen auf (p<0,05). Die Sensitivität (SE), Spezifität (SP), der positive (PPV) und negative Vorhersagewert (NPV) berechneten sich für die einzelnen Karzinomzeichen wie folgt: Hook-Zeichen (SE 32,3%, SP 95,1%, PPV 91,0%, NPV 47,8%), Blooming-Effekt (SE 58,2%, SP 83,5%, PPV 84,3%, NPV 56,7%), Punched-Out-Zeichen (SE 55,6%, SP 81,8%, PPV 76,9%, NPV 62,8%) und Präpectorales Ödem (SE 72,2%, SP 75,8%, PPV 76,5%, NPV 71,4%). Schlussfolgerung: Alle untersuchten Karzinomzeichen zeigten eine hohe Spezifität und einen hohen positiven Vorhersagewert. Dieses Ergebnis legt nahe, dass die morphologische Bewertung wesentlich dazu beiträgt, zuverlässiger zwischen benignen und malignen Läsionen differenzieren zu können.

Korrespondierender Autor: Renz DM

Friedrich-Schiller-Universität, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Erlanger Allee 101, 07747 Jena

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