Pneumologie 2007; 61 - P64
DOI: 10.1055/s-2007-973343

Beatmungsformen bei Hirnstammischämie – eine Kasuistik

M Orth 1, J Walther 1, S Kotterba 2, G Schultze-Werninghaus 1, H Duchna 1
  • 1Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Bochum
  • 2 Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Neurologische Klinik und Poliklinik, Bochum

Einleitung:

46-jährige Patientin (163cm, 45kg). 4.8.1989: Blutung hintere Schädelgrube. MRT: venöses Angiom Radiatio 56Gy. Residuen: leichte Handparese re., Gangataxie.

18.08.1997: Blutung Hirnstammbereich, MRT: Hirnstammkavernom, venöse Gefäßmalformation. Klinik: ausgeprägter Ausfall der basalen Hirnnerven (Schluck-, Sprechstörungen), exzessives Schnarchen → Polysomnographie 5/98: schwergradige zentrale schlafbezogene Atmungsstörung (AHI: 55/h, 153 zentrale Apnoen), respiratorische Globalinsuffizienz (PaO2 47,1mmHg, PaCO2 76,7mmHg, pH 7,30).

Verlauf:

Einstellung auf Bilevel-ST (11/7mbar, BPM 12) + 1l O2 (AHI 11,5/h, 11 zentrale Apnoen). Initial gute Akzeptanz der nichtinvasiven Beatmungstherapie (NISB). Bei Problemen mit konventioneller Nasenmaske (Hauterosionen, Undichtigkeiten) Wechsel auf individuell angefertigte Nasenmaske, Nasenmundmaske, zuletzt Mundmaske. Fortbestehende schwergradige Atempumpenerschöpfung (PaO2 43,6 mmHG, PaCO2 85,7mmHg, pH 7,32). 03/01 → Umstellung auf kontrollierte Beatmung via Mundmaske, jedoch Fortbestehen der respiratorischen Globalinsuffizienz, Tracheostoma-Anlage empfohlen, jedoch abgelehnt. 02/03 Atemstillstand unter NISB → Intubation, 2 x Weaning-Versagen → Tracheotomie. Nächtliche invasive Beatmungstherapie seitdem selbstständig durch die Patientin. Hierunter keine Komplikationen, respiratorische Globalinsuffizienz rückläufig (PaO2 83,1mmHg, PaCO2 54,9mmHg, pH 7,35), Lebensqualität deutlich gebessert.

Diskussion:

Eine effektive Therapie der schwergradigen Atempumpenstörung wurde erst 5 Jahre nach Diagnosestellung und Fehlschalgen der NISB durch die invasive Beatmungstherapie via Tracheostoma erzielt. In ähnlichen Fällen sollte eine tracheale Beatmungstherapie frühzeitig erwogen werden, zumal hierdurch im vorliegenden Fall erst wieder eine deutliche Besserung der Lebensqualität erzielt werden konnte.