Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67 - FV_7
DOI: 10.1055/s-2007-972085

Ausprägungen und Auswirkungen von Ängsten in einer Schwangerschaft nach Fehlgeburtserfahrung

K Fertl 1, A Bergner 1, R Beyer 1, M Rauchfuß 2
  • 1Institut für Psychologie, Humboldt Universität Berlin, Berlin
  • 2Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Psychosomatik und Psychotherapie, Charité Berlin, Berlin

Fragestellung: Ziel der Untersuchung war es, die Ausprägungen von schwangerschaftsbezogenen und situativen Ängsten bei Schwangeren mit Fehlgeburtsanamnese über alle Schwangerschaftsdrittel zu erfassen und mögliche Auswirkungen von erhöhten Ängsten im ersten Schwangerschaftsdrittel auf Schwangerschaftsverlauf und -ausgang zu bestimmen.

Methodik: 148 Frauen mit Abortanamnese wurden in allen Trimeni ihrer neuen Schwangerschaft und postpartal befragt. Ihnen wurden drei unabhängige Kontrollgruppen unbelasteter Schwangerer gegenübergestellt. Die Testbatterie enthielt Instrumente zur Erfassung von situativen Ängsten (STAI; Laux et al., 1981), schwangerschaftsspezifischen Ängsten, Schwangerschaftsbeschwerden, Entbindungsverlauf und Befinden des Neonaten (Rauchfuß et al., 1996)

Ergebnisse: Schwangerschaftsbezogene und situative Ängste waren bei Frauen mit Abortanamnese im ersten Trimenon signifikant erhöht. Der Verlauf der Ängste gestaltete sich bei Frauen mit einem versus mehr als einem Abort unterschiedlich. Schwangerschaftsbezogene Ängste wiesen signifikante Beziehungen zu Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen auf. Hinsichtlich der situativen Ängste blieben die Zusammenhänge unklar.

Schlussfolgerung: Die Bedeutung von erhöhten Ängsten für den Schwangerschaftsverlauf und -ausgang nach Fehlgeburterfahrung wurde trotz neugewonnener Hinweise nicht abschließend geklärt. Erste Vorschläge zu geeigneten angstreduzierenden Interventionen in der Schwangerschaft wurden abgeleitet.