Suchttherapie 2006; 7 - P7
DOI: 10.1055/s-2006-959133

Virusinfektionen bei Patienten der bundesdeutschen Heroinstudie

J Reimer 1, B Schulte 1, U Verthein 1, C Haasen 1
  • 1Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung, Hamburg

Neben ihrer Suchterkrankung sind intravenös konsumierende Drogenabhängige häufig von psychiatrischen und somatischen Begleiterkrankungen betroffen. Im Besonderen werden die Infektionen mit Virushepatitiden (HAV, HBV, HCV) und dem HI-Virus häufig bei Drogenabhängigen mit i.v.-Konsum beobachtet und stellen eine ernsthafte Bedrohung für die Gesundheit der Patienten dar. In den letzten Jahren hat sich die Aufmerksamkeit auf die HCV- und HIV-Infektion konzentriert, was wahrscheinlich an den hohen Prävalenzraten und/oder an den schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen liegt. Allerdings ist bekannt, dass eine Co-Infektion mit mehreren Virustypen zu einem schwerwiegenderen Verlauf der Erkrankung führt. Aus diesem Grund konzentrierten wir uns in unserer Arbeit auf die Beschreibung der mehrfachen Infektion mit Hepatitisviren (HAV, HBV, HCV) und der HIV-Infektion. Insgesamt lagen serologische Daten von 997 Patienten für die Untersuchung vor. Die Häufigkeitsverteilung der positiven Serologie zeigt, dass 36.5% der Proben HAV+ waren, 57.3% HBV+, 84.8% HCV+ und 9.0% HIV+. Nur bei etwa jedem zehnten Patienten wurde keine Virusinfektion nachgewiesen (10.3%), während ungefähr jeweils jeder dritte Patient entweder Kontakt mit einen (27.7%), zwei (30.2%) oder drei (27.7%) unterschiedlichen Virustypen und weniger als jeder zwanzigste (4.1%) Patient Kontakt zu allen vier Virentypen hatte. Eine alleinige Betrachtung der Hepatitisvirusinfektionen zeigt, dass etwa jeder zehnte Patient (10.4%) keinen Kontakt zu einem Hepatitisvirus hatte. Mono-Infektionen mit HAV (1.5%) oder HBV (2.5%) traten im Gegensatz zu HCV-Infektionen (25.7%) selten auf. Doppelinfektionen wurden häufig in einer Kombination aus HBV und HCV (24.9%) und weniger häufig mit HAV und HBV (0.8%) oder HAV und HCV (5.1%) diagnostiziert. Drei von 10 Patienten hatten Kontakt mit allen drei Virustypen (29.1%). Es konnte nachgewiesen werden, dass die große Mehrheit der Drogenabhängigen mit i.v.-Konsum Kontakt zu mehr als einem Virus hat und HCV-Infektionen in dieser Patientengruppe besonders häufig sind. Vor dem Hintergrund, dass Co-Infektionen zu einem schwereren Erkrankungsverlauf führen, sollten gezielte Programme zur Schutzimpfung (HAV, HBV) etabliert werden. Die Ergebnisse heben den Bedarf an Behandlungsprogrammen hervor, die spezifisch auf die Behandlung von Mehrfachinfektionen ausgerichtet sind.