Klin Monbl Augenheilkd 2006; 223 - V30
DOI: 10.1055/s-2006-958760

Protektiver Effekt vom Memantine auf retinale Ganglienzellen

B Kanzow 1, R Funk 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Dresden

Bei vielen ophthalmologischen Erkrankungen wie zum Beispiel dem Glaukom kommt es zu einem progedienten Verlust von neuronalen Zellen. Dieser durch Zelllstress verursachte Untergang von Nervenzellen ist verbunden mit einem durch Glutamat bzw. Depolarisation induzierten unkontrollierten Einstrom von Kalzium in die Zelle. In Kenntnis dieses Pathomechanismus stellt sich die Frage nach neuen Therapieansätzen und neuroprotektiven Substanzen, die an diesen Stellen angreifen. Memantine (1-amino-3,5-dimethyl-adamantane) ist ein Medikament, welches bisher in der Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen wie M. Alzheimer erfolgreich eingesetzt wurde. Memantine ist ein NMDA (N-Methyl-D-Aspartat)-Rezeptor-Antagonist, der durch Hemmung des NMDA-Rezeptors einen übermäßigen Kalziumeinstrom in die Zelle verhindert. In der von uns durchgeführten experimentellen Studie an retinalen Ganglienzellen konnte eine deutliche Reduktion der Apoptose bei Zellstress durch Methyglyoxal durch Gabe von Memantine beobachtet werden. Weitere klinische Studien mit Memantine werden derzeit durchgeführt. Memantine ist somit interessant, da es eine neue Therapieoption in der Behandlung ophthalmologischer Erkrankungen, die mit einer zunehmenden Degeneration von Nervenzellen einhergehen, darstellen könnte.