Skull Base 2006; 16 - A028
DOI: 10.1055/s-2006-957269

Multimodale und interdisziplinäre Therapie von Raumforderungen im Bereich der Orbita und Periorbita

Jürgen Hoffmann 1(referent), J. Kaminsky 1, B. Will 1, D. Besch 1, C. Westendorff 1, M. Tatagiba 1, S. Reinert 1
  • 1Tübingen, Deutschland

Einleitung: Die chirurgische Behandlung von Tumoren der Orbita sowie Periorbita stellt generell einen hohen Anspruch an den Operateur. Bei engem räumlichem Bezug funktionell bedeutsamer anatomischer Strukturen ist deren differenzierte Darstellung sowie ein subtiles operatives Vorgehen obligatorisch. Darüber hinaus muß der operative Zugangs entsprechend der individuellen Symptomatik sowie der Dignität der Raumforderung gewählt werden. Die Ablation anatomischer Strukturen setzt wiederum voraus, dass deren adäquate Rekonstruktion zur funktionellen wie auch ästhetischen Rehabilitation des Patienten erfolgt.

Patientengut und Untersuchungsmethodik: Wir berichten über eine Serie von 28 interdisziplinären operativen Eingriffen zur Resektion von Raumforderungen im Bereich der Orbita sowie Periorbita. In 19 Fällen handelte es sich hierbei um maligne Tumoren verschiedener Entitäten (Karzinome, Sarkome), bei den übrigen Patienten waren die Raumforderungen benignen Charakters (Meningeome, ossifzierende Fibrome, inv. Papillom etc.). Bei 11 Patienten wurde zur Tumorresektion eine Exenteration der Orbita erforderlich, wobei eine Beteiligung der Frontobasis i.d.R. eine Defektversorgung mit mikrochirurgischen Transplantaten erforderlich machte. In diesen Fällen erfolgte nach Abschluß der onkologischen Therapie eine epithetische Defektversorgung. In Fällen mit Teilresektion der Orbitawände führten wir i.d.R. eine knöcherne Sofortrekonstruktion durch. Wir führten eine katamnestische Nachuntersuchung dieses heterogenen Patientenguts durch und analysierten bei den Patienten mit malignen Tumoren insbesondere die Überlebenszeitprognose, in allen Fällen bewerteten wir das funktionelle und ästhetische Langzeitergebnis. Ferner bewerteten wir die Bedeutung des Einsatzes bilddatengestützter Verfahren (Bilddatenfusionierung, Segmentierung anatomischer Strukturen, intraoperative Navigation, navigationsgestützte Rekonstruktion, Insertion individueller Implantate).

Ergebnisse: In allen Fällen war durch die multimodale Bildgebung sowie Fusionierung der Daten eine sehr gute Darstellbarkeit des Tumors mit der Möglichkeit zur Segmentierung gegeben. Hierdurch war bei allen Patienten der oft komplexe operative Zugang individuell planbar. In ausgewählten Fällen war darüber hinaus eine Planung der knöchernen Rekonstruktion möglich, in Einzelfällen wurden individuelle CAD-CAM-gestützt Titanimplantate vorbereitet. In allen Fällen zeigte sich eine geringe Begleitmorbidität ohne Anhalt für eine dauerhafte Liquorrhoe oder neurologische Defizite. Bei den Patienten mit malignen Tumoren hat sich an unserer Klinik ein radikales Vorgehen mit Versorgung der z.T. komplexen Defekte durch mikrochirurgische Transplantate bewährt. Hierdurch war eine gute funktionelle und ästhetische Versorgung möglich.

Schlußfolgerung: An unserer Klinik hat sich die Verwendung bilddatengestützter chirurgischer Verfahren sowohl zur präoperativen Planung, zur intraoperativen Navigation spezifischer Instrumente wie auch im Rahmen der Rekonstruktion bewährt. Vor allem die operative Therapie von Raumforderungen der Orbita bedarf patientenspezifischer Konzepte unter Nutzung der technischen Möglichkeiten, ein interdisziplinäres Vorgehen ist unerlässlich.