Z Gastroenterol 2006; 44 - P253
DOI: 10.1055/s-2006-950850

Sondenernährung führt zu keiner Verschlechterung der subklinischen hepatischen Enzephalopathie bei Patienten mit Leberzirrhose

T Schütz 1, K Norman 1, U Friedrich-Pagels 1, J Ockenga 1, TN Luu 1, H Lochs 1, M Pirlich 1
  • 1Charité Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik, Gastroenterologie, Berlin, Germany

Einleitung: Bei Patienten mit Leberzirrhose (LZ) tritt häufig eine Protein-Energie-Mangelernährung auf. Eine Supplementierung mit proteinreicher Nahrung wird jedoch häufig wegen des Risikos einer hepatischen Enzephalopathie (HE) als kontraindiziert angesehen.

Ziel: Das Ziel dieser randomisierten kontrollierten Studie war deshalb, den Einfluss einer zusätzlichen Sondenernährung mit einem hohen Energie- und Eiweißgehalt über 2 Wochen auf den Verlauf einer subklinischen HE zu untersuchen.

Methoden: 22 stationäre Patienten mit LZ (16 m; 6 w; Alter 59,9±10,4 Jahre) wurden randomisiert: die Interventionsgruppe erhielt eine Sondenernährung zusätzlich zur normalen Krankenhauskost (S-Gruppe; n=11; 3 Child B, 8 Child C), die Kontrollgruppe normale Krankenhauskost ohne Supplementierung (K-Gruppe; n=11; 6 Child B, 5 Child C). Der HE-Schweregrad wurde durch 6 gebräuchliche Psychometrie-Teste (Zahlenverbindungstest A und B, Zahlen-Symbol-Test, Kreise-Punktieren, Liniennachfahrtest Zeit und Fehler) bestimmt. Zusätzlich wurde ein neues neurophysiologisches Testverfahren (Gernot Schuhfried Inc., Österreich), das auf der Messung der visuellen Diskriminierungsfähigkeit (Flimmerfrequenz: FF; Verschmelzungsfrequenz: VF) beruht, zur Identifikation von Patienten mit subklinischer HE angewendet.

Ergebnisse: S-Patienten erhielten 2098±527 kcal/d und 80,8±42,2g Protein/d im Vergleich zu K mit 1409±527 kcal/d und 52,9±19,0g Protein/d. Vor der Intervention hatten beide Gruppen vergleichbare Psychometrie-Teste (S: -8,2±4,0 Punkte; K: -7,6±5,0 Punkte) und neurophysiologische Ergebnisse (S: VF=31,7±2,8Hz; FF=32,0±3,0Hz; K: VF=31,4±4,5Hz; FF=32,3±3,9Hz). Eine zusätzliche proteinreiche Sondenernährung über zwei Wochen (S-Gruppe) führte weder in den Psychometrie-Testen (-8,5±3,7 Punkte) noch in den neurophysiologischen Testen (VF: 31,4±4,5Hz; FF: 32,3±3,9Hz)zu einer Verschlechterung der HE.

Schlussfolgerung: Über Sonde ernährte Patienten wiesen trotz einer hohen Eiweißzufuhr keine Verschlechterung der HE auf. Deshalb können eiweißreiche Diäten für Patienten mit LZ zum Erreichen des erhöhten Eiweißbedarfes empfohlen werden.