Aktuelle Urol 2006; 37 - P31
DOI: 10.1055/s-2006-947572

Das mesonephroide Adenokarzinom der Harnblase: 2 Kasuistiken eines seltenen Tumors in der Urologie

A Bannowsky 1, B Wefer 1, CM Naumann 1, M Hamann 1, C van der Horst 1, PM Braun 1, C Seif 1, KP Jünemann 1, S Hautmann 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel

Einleitung: Mesonephroide Adenokarzinome der Harnblase stellen eine maligne Form der nephrogenen Adenome oder der nephroiden Metaplasie dar. Diese Neoplasie ist extrem selten und es sind bis dato nur 19 Fälle in der Literatur beschrieben.

Kasuistiken: Wir berichten über 2 weitere Fälle eines mesonephroiden Adenokarzinoms der Harnblase, welche durch radikale Zystektomie und in einem Fall mit begleitender Sigmaresektion behandelt wurden. Histologisch zeigten sich ausgedehnte invasive, mäßig differenzierte Adenokarzinome, welche histomorphologisch und immunhistochemisch mesonephroiden Karzinomen entsprachen (Tumorstadium pT4 pN0 M0 G2 und pT2b pN0 M0 G2).

Histologie: Die Harnblasenwand ist infiltriert durch einen drüsigen, tubulär und papillär wachsenden Tumor aus Zellen mit weitem, häufig hellem Zytoplasma und deutlich dyschromatischen, polymorphen Zellkernen mit prominenten Nukleolen. Zahlreiche atypische Mitosefiguren und hyperchromatische Riesenkerne sowie mehrkernige Tumorzellen. Eine urotheliale Differenzierung ist nicht erkennbar. Immunhistochemisch starke Expression von Zytokeratin 7 und Zytokeratin 19, eine deutliche Reaktivität mit den Antikörpern Cam5.2 und 34BetaE12 sowie eine fokale Expression von Zytokeratin 20.

Diskussion: Insgesamt sprechen diese Befunde für mesonephroide Adenokarzinome der Harnblase, welche ein invasives und äußerst aggressives Wachstumsverhalten zeigen, wodurch sich die frühzeitige Indikation zur radikalen Operation stellt. Oberflächige Tumore können durch die vollständige transurethrale Resektion beherrscht werden. Die Radiosensitivität dieser Tumorentität ist bislang unklar. Aufgrund des organüberschreitenden Wachstums ist eine systemische adjuvante Polychemotherapie vorgesehen. Allerdings liegen hierüber keine ausreichenden Langzeitdaten vor.