Aktuelle Urol 2006; 37 - P1
DOI: 10.1055/s-2006-947541

Erste Erfahrungen mit einem neu entwickelten Mini-Cystoskop an der Nacktratte: Ein neues orthotopes Modell für das Urothelkarzinom der Harnblase

C Bolenz 1, Y Cao 1, M Wenzel 1, M Fernández 1, L Trojan 1, P Alken 1, MS Michel 1
  • 1Universitätsklinikum Mannheim, Urologische Klinik, Mannheim

Einleitung: Orthotope Modelle für das Urothelkarzinom sind bei der präklinischen Entwicklung neuer intravesikaler Therapieoptionen unverzichtbar. Die direkte Visualisierung induzierter Tumoren und des normalen Urothels sind für die Beurteilung von Wachstumsmustern z.B. vor und nach einer Instillationstherapie von großer Bedeutung. Wir evaluierten ein neu entwickeltes Mini-Endoskop bezüglich seines Nutzens und der Reproduzierbarkeit von regelmäßigen Cystskopien bei den Versuchstieren. Ziel der Arbeit war es, ein orthotopes Tiermodell für das Urothelkarzinom mit regelmäßiger Bildgebung, vergleichbar mit den Eingriffen an Patienten in der Klinik ist, zu etablieren.

Material und Methoden: Bei 9 Foxnrnu athymischen Nacktratten wurden Tumorzellsuspensionen der humanen Urothelkarzinomzelllinie UMUC-3 in 3 verschiedenen Zellzahlen pro ml (5×106, 1,25×107, 2×107) nach Trypsinierung des Urothels instilliert. Bei 3 Tieren erfolgte lediglich eine Trypsinierung zur Kontrolle. Für die im Abstand von 1 Woche durchgeführten Zystoskopien wurde ein neu entwickeltes semirigides Mini-Endoskop (Karl Storz, Tuttlingen) mit einem Außendurchmesser von 0,89mm und einem Arbeits-/Spülkanal verwendet.

Ergebnisse: Die Zystoskopie konnte bei allen Tieren initial und in wöchentlichen Intervallen über einen Zeitraum von 8 Wochen durchgeführt werden. Makroskopisch sichtbare Tumoren entwickelten sich in verschiedenen Regionen der Harnblase und konnten durch die Mini-Endoskopie erkannt und entsprechend dokumentiert werden. Bei 1 Tier entwickelte sich eine Metastase im Bereich des linken Nierenbeckens, wahrscheinlich aufgrund eines Refluxes zum Zeitpunkt der Instillation. 2 Tiere entwickelten Lungenmetastasen. Die regelmäßig durchgeführten Zystoskopien wurden gut vertragen. Kein Tier entwickelte aufgrund der Zystoskopie eine Makrohämaturie und es konnte keine Verletzung des unteren Harntraktes beobachtet werden.

Schlussfolgerung: Die humane Urothelkarzinomzelllinie UMUC-3 kann erfolgreich in die Harnblase von athymischen Nacktratten implantiert werden. Das vorliegende Modell kann einen wichtigen Beitrag bei der präklinischen Entwicklung neuer intravesikaler Therapieoptionen leisten und bietet durch regelmäßige Zystoskopien die Möglichkeit, therapeutische Effekte von verwendeten Substanzen in vivo zu beurteilen.