Aktuelle Urol 2006; 37 - V139
DOI: 10.1055/s-2006-947528

Der Einfluss der Elektrodenwahl auf die Therapieergebnisse der peripheren Nervenevaluation im Rahmen der sakralen Neuromodulation

A Bannowsky 1, B Wefer 1, G Böhler 1, C Seif 1, KP Jünemann 1, PM Braun 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel

Ziele: Vor Implantation eines Neurostimulators zur Therapie von Blasenfunktionsstörungen wird derzeit eine periphere Nervenevaluation (PNE-Test) durchgeführt, um zu überprüfen, ob der betreffende Patient für diese Therapie geeignet ist. In einer Studie wurde die Implantation der permanenten Stimulationelektroden („two-stage“-Implantation) versus konventionellem PNE-Test mit den dafür üblichen Drahtelektroden bezüglich ihrer Effektivitäts-/Responder-Rate verglichen.

Material und Methoden: Wir führten bei 53 Patienten im Alter von 14–75 (im Durchschnitt 49,7) Jahren eine sakrale Neurostimulation über einen Zeitraum von 5 Tagen durch (31 Patienten mit neurogener oder funktioneller Retention, 13 mit Detrusorhyperaktivität und 9 mit sensorischer Urge oder „pelvic pain“-Syndrom). 42 dieser Patienten erhielten hierbei einen konventionellen PNE-Test (kPNE), während bei 11 Patienten eine Stimulation über die implantierten permanenten Elektroden erfolgte.

Ergebnisse: Bei 52 der 53 Patienten wurde eine bilaterale Stimulation durchgeführt (S2: 9%, S3: 91%). Aufgrund einer anatomischen Deformität des Os sacrum konnte bei einem Patient nur eine unilateralen Stimulation (S3) erfolgen. Bei 20 Patienten (47,6%) mit kPNE war ein positiver Therapieeffekt zu verzeichnen. Die Verteilung ergab 12 Patienten mit neurogener, und 8 mit rein funktioneller Blasenfunktionsstörung. 9 Patienten mit Retention, 7 mit OAB (overactive bladder) und 4 mit sensorischer Urge oder „pelvic pain“-Syndrom. Die Responder-Rate der „two-stage“-Implantation betrug 81,8% (9 der 11 Patienten). 7 Patienten mit neurogener und 2 mit funktioneller Funktionsstörung, 3 mit Retention, 4 mit OAB und 2 Patienten mit sensorischer Urge.

Diskussion: Die Effektivitätsrate der „two-stage“-Implantation mit permanenten Elektroden bezüglich der Selektion von Patienten vor Implantation eines permanenten Impulsgebers ist signifikant höher als beim bisher durchgeführten konventionellen PNE-Test. In diesem Studienkollektiv zeigten die Patienten mit neurogener Blasenfunktionsstörung und mit OAB die höchsten Ansprechraten und scheinen damit für eine permanente sakrale Neurostimulation am besten geeignet.