Aktuelle Urol 2006; 37 - V16
DOI: 10.1055/s-2006-947405

Ergebnisse nach adjuvanter Chemotherapie mit Carboplatin beim Seminom im Stadium I

T Dill 1, A Klute 1, J Fritsch 1, K Kleinschmidt 1
  • 1Klinik für Urologie und Kinderurologie, HSK / Dr. Horst Schmidt Kliniken, Wiesbaden

Ziel:

In neuerer Zeit hat sich die Carboplatin-Monotherapie als Alternative zur Radiatio bei der adjuvanten Therapie des Seminoms im Stadium I etabliert. In der vorliegenden Arbeit berichten wir in einer retrospektiven Studie über die Akut-Toxizität sowie das onkologische Ergebnis eines Patienten-Kollektivs unserer Klinik.

Material und Methode: Zwischen 7/2001 und 12/2003 erhielten in unserer Klinik 20 Patienten mit einem Seminom im Stadium I nach Lugano eine adjuvante Chemotherapie mit 2 Zyklen Carboplatin. Die Applikationsmenge betrug 400mg/m2. Die Therapie erfolgte ambulant 4 Wochen nach hoher inguinaler Semikastratio und Probeexzision des kontralateralen Hodens. Das Intervall zwischen dem ersten und dem zweiten Zyklus betrug 4 Wochen.

Die Tumornachsorge erfolgte entsprechend den Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft. Zur Erfassung einer Myelodepression wurden Blutbild-Kontrollen bis zum Erreichen des Nadir nach dem 2. Zyklus durchgeführt. Nach Abschluss der Chemotherapie erfolgten Kontrollen der Retentionsparameter sowie eine Befragung zur Erfassung allgemeiner Nebenwirkungen.

Ergebnisse: Das mediane Patientenalter betrug 36 Jahre (22–49). Während des Follow-Up, das im Median 38 Monate (25–52) betrug, trat bei keinem der Patienten ein Tumorrezidiv oder ein kontralateraler Hodentumor auf. Ein Patient verstarb nicht-tumorbedingt 19 Monate nach dem 2. Zyklus. Bei zwei der Patienten zeigte sich eine AFP-Erhöhung auf 11,7 bzw.18,0 U/ml nach 41 bzw. 16 Monaten bei unauffälliger Bildgebung. Eine Unterbrechung der Chemotherapie oder eine stationäre Krankenhausaufnahme aufgrund einer Akut-Toxizität war in keinem der Fälle notwendig.

Bei 4 Patienten trat eine Akut-Toxizität Grad 1 nach WHO auf: 1 Patient zeigte ein generalisiertes Arzneimittelexanthem, 1 Patient hatte einen passageren Transaminasenanstieg, bei 2 Patienten kam es zu einer Erhöhung der gammaGT. Bei 1 Patienten kam es zu einer Akut-Toxizität Grad 2 nach WHO: Eine lokale Phlebitis am Infusionsarm. Bei einem weiteren Patienten zeigte sich eine Akut-Toxizität Grad 3 nach WHO: Es kam zu einer Thrombopenie von 39/nl. Eine Leukopenie wurde nicht beobachtet. Ebenso zeigte sich kein Anstieg der Retentionsparameter. Übelkeit und Erbrechen traten unter supportiver antiemetischer Therapie nicht auf.

Schlussfolgerung: Die adjuvante Chemotherapie mit Carboplatin beim Seminom im klinischen Stadium I wurde von unseren Patienten gut toleriert. In dem Beobachtungsintervall von median 38 Monaten traten keine Rezidive auf. Ebenso wurde kein kontralateraler Zweittumor beobachtet, wie nach adjuvanter Radiotherapie mehrfach beschrieben.