Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - P151
DOI: 10.1055/s-2006-946239

Schweres, transientes Herzversagen beim Neugeborenen durch Chorangiom

T Schmitz 1, B Opgen-Rhein 2, P Kroschwald 3, G Schröder 4, S Weber 1, C Czernik 1, M Obladen 1
  • 1Klinik für Neonatologie, Campus Virchow Klinikum, Charité Universitätsmedizin Berlin
  • 2Klinik für Kinderkardiologie, Campus Virchow Klinikum, Charité Universitätsmedizin Berlin, Berlin
  • 3Kinderklinik Lindenhof, Paritätisches Krankenhaus Lichtenberg, Berlin
  • 4Institut für Pathologie, Paritätisches Krankenhaus Lichtenberg, Berlin, D

Hintergrund: Chorangiome sind gutartige, kapillär-kavernöse Tumore der Plazenta, die bei großer Ausdehnung mit hoher Morbidität und Mortalität des Neugeborenen assoziiert sind. Kardiologische Komplikationen als Folge von Chorangiomen werden vereinzelt beschrieben, von hypertropher Kardiomyopathie bis zur Herzinsuffizienz mit fetalem Hydrops. Wir berichten von einem Neugeborenen mit Herzinsuffizienz, Anämie und Thrombopenie in Verbindung mit ausgeprägtem Chorangiom.

Fallbericht: 24-jährige G3 P3, pränataler Verlauf unauffällig, in der Ultraschalldiagnostik keine pathologischen Befunde erhoben. Sekundäre Sectio nach 39+1 Gestationswochen bei pathologischem CTG. Apgar 7/9/9, Nabel-Arterien pH 7,18. Geburtsgewicht 2410g (<3. P), übrige Körpermaße im Normbereich. Postnatal zunehmende respiratorische Insuffizienz mit pH 7,09 und Hyperkapnie, Intubation und Beatmung mit FiO2 0,5–1.0. In den Labortests ausgeprägte Anämie (Hb 7,2g/dl, Hkt 21%), Normoblastose (158 pro 100 Leukozyten), Retikulozyten 7,3%, Kreatinin 1,4mg/dl. Infektparameter unauffällig. In der Thorax-Röntgenaufnahme massive Kardiomegalie, in der Echokardiographie zudem verringerte Auswurffraktion bis 11%, kein Vitium cordis. Unter der Therapie mit Erythrozytentransfusion, Katecholaminen, Diuretika, Phosphodiesterasehemmer (Milrinone) deutliche Verbesserung der Herzfunktion und -Größe sowie der Nierenfuntion, Extubation am 5. Lebenstag. Spontane Besserung der Thrombozytenzahlen, Normalisierung des Hkt nach Transfusionen. Untersuchungen von Stoffwechsel, viralen und bakteriellen Infektionen führten zu negativen Ergebnissen. In der Plazenta-Histologie zahlreiche Chorangiome bis 8cm Durchmesser, 60–70% der Plazenta betroffen, große Areale mit frischen Blutungen, intravasale Thromben. Im weiteren unkomplizierter Verlauf des Kindes, nach oralem Nahrungsaufbau im Alter von drei Wochen Entlassung nach Hause.

Fazit: Chorangiome können bei starker Shunt-Wirkung eine Herzinsuffizienz beim Feten verursachen. Anämie und Thrombopenie können begleitende Komplikationen sein. Auch eine ausgeprägte Herzvergrößerung und -Insuffizienz kann, wie in diesem Fall, unter intensivmedizinischer Behandlung innerhalb einiger Tage reversibel sein.