Diabetologie und Stoffwechsel 2006; 1 - A75
DOI: 10.1055/s-2006-943800

Die Insulinpumpe im Kindes- und Jugendalter: Unterschiede in den einzelnen Altersgruppen hinsichtlich der Therapieziele und deren Verwirklichung

T Kapellen 1, B Heidtmann 2, J Bachmann 3, R Ziegler 4 R Holl 5, Auswertung der DPV-Wiss-Daten für die Insulinpumpen-AG und die DPV-Wiss-Initiative
  • 1Universitätsklinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Leipzig, Germany
  • 2Kath. Kinderkrankenhaus Wilhelmstift gGmbH, Hamburg, Germany
  • 3Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Bremen Nord, Bremen, Germany
  • 4Diabetologische Schwerpunktpraxis für Kinder und Jugendliche, Münster, Germany
  • 5Abteilung Epidemiologie, Universitätsklinikum Ulm, Ulm, Germany

Einleitung: Bei Kindern und Jugendlichen mit Diabetes mellitus hat die Anwendung einer Insulinpumpentherapie (CSII) exponentiell zugenommen. In einem Statement der AG für pädiatrische Diabetologie zur CSII wurden sechs erprobte Therapieziele/ Indikationen definiert: Dawn-Phänomen, Vermeidung schwerer Hypoglykämien, Reduktion der Hyperglykämie, gesteigerte Flexibilität, Motivation, Schwangerschaft.

Fragestellung: Die in Frage kommenden DPV-Wiss-Daten (Dez 2005) wurden in 4 Altersgruppen unterteilt (A: 0–4 Jahre, n=138; B: 5–10J, n=232; C: 10–15J, n=789, 15–20J, n=408), um altersabhängige Unterschiede bezüglich der Indikationen zur CSII zu finden sind, und zu überprüfen, ob diese Ziele tatsächlich erreicht werden.

Methodik: Analyse von 1567 Patienten (Alter 12.2±4.1J, 54% weibl., Diabetesdauer 5.1J) die in 128 Zentren betreut werden.

Ergebnisse: Die Ziele „Vermeidung des Dawnphänomens“ (48,8%), „Vermeidung von Hypoglykämien“ (35,7%) sowie „Reduktion der Hyperglykämie“ (32,1%) wurden insgesamt am häufigsten genannt. Im Kleinkindalter überwiegt das Therapieziel „Vermeidung von Hypoglykämien“ mit 76%. Bei den Jugendlichen (C/D) wird die Indikation Dawn-Phänomen (57% bzw.38%) und Flexibilisierung (39% bzw.45%) favorisiert. Die angegebenen Therapieziele Dawn-Phänomen, Hypoglykämievermeidung und Motivation unterschieden sich zwischen den Altersstufen (p<0.0001). Nach Umstellung mit dem Ziel der Vermeidung von Hypoglykämien zeigt sich eine signifikante Reduktion der Rate schwerer Hypoglykämien mit Koma (vor CSII: 12.1 Ereignisse pro 100-Pat.J, nach 1 Jahr: 3.1 Ereignisse) bei gleichbleibendem HbA1c. Bei Angabe der Indikation „Reduktion der Hyperglykämie“ zeigte sich eine Verbesserung der Stoffwechseleinstellung (DCCT-korrigierter HbA1c nach 1 Jahr: 8.47%, vs. 8.77%). Die Rate von Ketoazidose nahm nicht zu.

Schlussfolgerungen: Die CSII stellt im Kindesalter eine sichere Behandlungsmethode dar, mit der sich die Rate von Hypoglykämien reduzieren lässt, ohne Verschlechterung des HbA1c. Bei schlechterem HbA1c lässt sich zumindest im ersten Jahr eine Verbesserung erzielen.