Z Geburtshilfe Neonatol 2006; 210 - P130
DOI: 10.1055/s-2006-943304

Entwicklungsneurologisches Outcome nach Ductusintervention mit Cyclooxygenasehemmern bei sehr kleinen Frühgeborenen

P Koehne 1, D Helfenstein 1, C Pees 1, E Walch 1, M Obladen 1
  • 1Klinik für Neonatologie, Charité, CVK, Berlin, D

Einleitung: Bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht <1500g (VLBW) beträgt die Prävalenz eines persistierenden Ductus arteriosus (PDA) in den ersten Lebenstagen bis zu 60%. Zur medikamentösen Therapie stehen 2 Cyclooxygenasehemmer, Indomethacin und Ibuprofen, zur Verfügung. Eine Ligatur des PDA bleibt Kindern nach Versagen der medikamentösen Therapie bzw. bei Vorliegen von Kontraindikationen vorbehalten. Während zahlreiche randomisierte Studien bezüglich der Wirksamkeit beider Cyclooxygenasehemmer keine wesentlichen Unterschiede zeigen konnten, gibt es bisher keine Untersuchungen zum Vergleich des entwicklungsneurologischen Outcomes beider Medikamente.

Fragestellung und Methodik: In einer retrospektiven Studie haben wir die Verschlussraten und das neurologische Langzeitergebnis von 182 VLBW Frühgeborenen, die zwischen 1998–2003 in der Klinik für Neonatologie der Charité am Campus Virchow-Klinikum mit Indomethacin (89) oder Ibuprofen (93) aufgrund des Vorliegens eines hämodynamisch bedeutsamen PDA behandelt wurden, untersucht. Ein PDA mit links-rechts-Shunt wurde als hämodynamisch bedeutsam eingestuft, wenn: 1.) Ratio linker Vorhof zu Aortenwurzel >1,4 und/oder 2.) verminderter diastolischer Fluss in der Arteria cerebri anterior (RI) >0,85 und/oder 3.) respiratorische Verschlechterung mit Sauerstoffbedarf >30% und/oder Beatmung. Die Indomethacin Behandlung wurde anfangs mit 3 Dosen von 0,2mg/kg in 12 Stunden Intervallen begonnen und dann mit einer Erhalttherapie von 0,1mg/kg alle 24 Stunden für maximal 6 Tage fortgeführt. Die Therapie mit Ibuprofen wurde mit einer Dosis von 10mg/kg begonnen und mit 2 Dosen à 5mg/kg in 24 Stunden Intervallen fortgesetzt.

Ergebnisse: Bezogen auf das Gesamtkollektiv der VLBW-Aufnahmen (617 Kinder) betrug der prozentuale Anteil der Kinder mit interventionspflichtigem PDA 30%. Zu Beginn der Therapie unterschieden sich Indomethacin- und Ibuprofengruppe nicht bezüglich ihres klinischen Profils. Innerhalb des Studienzeitraumes zeigten sich vergleichbare Überlebensraten in Studien- (91%) und Gesamtpopulation (88%). Im Anschluss an eine erfolglose medikamentöse PDA Therapie erfolgte eine Ligatur bei 24 Kindern der Indomethacingruppe und bei 28 Kindern der Ibuprofengruppe. Diese Nonresponder waren im Vergleich zu den Respondern im Durchschnitt 200g leichter, eine Woche unreifer und der CRIB-Score 2 Punkte höher. Das neurologische Langzeitergebnis wurde anhand der Griffith-Scale (6, 12, 20 Monate), dem Bayley-Test (2 Jahre) sowie des EMPP (6, 12 Monate) ermittelt und ergab keinen signifikanten Unterschied zwischen Indomethacin- und Ibuprofengruppe.

Schlussfolgerung: Zusammenfassend wurden im Rahmen dieser retrospektiven Untersuchung keine relevanten Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen bezüglich Verschluss- und Komplikationsrate sowie des Langzeitverlaufs festgestellt. Deutlich wurde jedoch das schlechte Ansprechen der Kinder mit einem Gestationsalter unter 26 Wochen auf die medikamentöse Therapie.