Pneumologie 2006; 60 - A1
DOI: 10.1055/s-2006-942993

Fahrsimulator-Diagnostik – Konsequenzen für die Beurteilung der Fahrtüchtigkeit beim obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom?

M Orth 1, A Herting 1, JW Walther 1, G Schultze-Werninghaus 1, S Kotterba 2, HW Duchna 1
  • 1Medizinische Klinik III, Pneumologie, Allergologie, Schlaf- und Beatmungsmedizin, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum
  • 2Neurologische Klinik und Poliklinik, Bochum, Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum

Einleitung und Fragestellung: Patienten mit obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom (OSAS) haben ein erhöhtes Unfallrisiko. Fahrtüchtigkeit wird nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) bei Patienten mit OSAS und Tagesmüdigkeit erst 6 Wochen nach eingeleiteter CPAP-Therapie und dokumentiertem Therapieerfolg im Hinblick auf die Tagessymptomatik und Leistungsfähigkeit angenommen. In einer früheren Fahrsimulator-Untersuchung unserer Arbeitsgruppe konnte die Normalisierung der Häufigkeit von Fahrfehlern in der simulierten Fahrsituation 6 Wochen nach eingeleiteter CPAP-Therapie bestätigt werden. Ein sechswüöchiges Fahrverbot ist jedoch aus sozioökonomischer Sicht und vor dem Hintergrund drohender Sanktionen wie Entlassungen z.B. bei Berufskraftfahrern nur schwer realisierbar. Die vorliegende Studie untersucht, ob bereits 14 Tage nach eingeleiteter CPAP-Therapie eine Besserung der Fahrleistung in der simulierten Situation nachweisbar ist, welche eine frühere Wiederaufnahme der Fahrtätigkeit z.B. bei Berufskraftfahrern erlaubt.

Patienten und Methodik: Bei 36 Patienten mit OSAS erfolgte eine Fahrsimulatoruntersuchung sowie eine Vigilanztestung vor, 2 Tage (n=23), 14 Tage (n=18) und 42 Tage (n=17) nach eingeleiteter CPAP-Therapie.

Ergebnisse: Die Ergebnisse der Vigilanztestung zeigten keine wesentliche Änderung unter CPAP. In der Fahrsimulation konnte 14 Tage nach eingeleiteter Therapie eine deutliche Reduktion der Unfälle nachgewiesen werden, statistische Signifikanz wurde erst nach 6 Wochen CPAP-Therapie erreicht. Dagegen konnten die Konzentrationsfehler bereits nach 2 bzw. 14 Tagen CPAP-Therapie signifikant abgesenkt werden.

Diskussion: Bei OSAS-Patienten mit dokumentierter Besserung der Tagesymptomatik und der Leistungsfähigkeit (z.B. 14 Tage nach eingeleiteter CPAP-Therapie) sollte insbesondere bei Berufskraftfahrern die Fahrerlaubnis früher als innerhalb der bislang vorgeschlagenen 6-Wochen-Frist erteilt werden.