Rofo 2006; 178 - WI_PO_80
DOI: 10.1055/s-2006-941132

Der Gebrauch von Calcibon: Ein neuer therapeutischer Aspekt in der Kyphoplastie

G Nöldge 1, M Libicher 1, K Da Fonseca 1, I Grafe 1, C Kasperk 1, PJ Meeder 1, GW Kauffmann 1
  • 1Universitätsklinikum Heidelberg, Radiodiagnostik, Heidelberg

Ziele: Calcibon ist ein neuer biokompatibler und biodegradabler Knochenzement, zur Gruppe der osteokonduktiven knochenersetzenden Materialien gehörend, und daher für jüngere Patienten im Gegensatz zu PMMA geeignet. Calcibon wird aus Calcium- und Phosphatsalzen generiert. Die mikrokristalline Struktur, in einer endothermalen Reaktion aushärtend, im Gegensatz zu PMMA entspricht der Calciumphosphat-Komponente des natürlichen Knochens. Biomechanische Untersuchungen haben keinen signifikanten Unterschied in Bezug auf die Belastbarkeit zwischen PMMA und Calcibon gezeigt. Methode: Bis November 2004 haben wir 120 Kyphoplastien mit Calcibon bei 98 Patienten (zwischen 18 bis 81 Jahre alt, Durchschnittsalter 57 Jahre) durchgeführt. 28 Patienten hatten eine frische traumatische Fraktur, die anderen hatten osteoporotische Wirbelkörperfrakturen erlitten.

Die Evaluation wurde klinisch mittels VAS-Score vor und nach dem Eingriff, 4 Wochen, 3 und 6 Monate im Verlauf durchgeführt. Der Kyphosewinkel vor und nach der Prozedur, die mittlere Wirbelköperhöhe und die postprozedurale Vergrößerung der Wirbelkörperhöhe wurden radiomorphologisch mittels biplaner Röntgenaufnahmen und CT-Untersuchungen ermittelt. Ergebnis: Die Wirbelkörperfrakturen waren in über 60% im thorakolumbalen Übergang lokalisiert.

4–9ml Calcibon wurden mittels transpedikulärem Zugang in den Wirbelkörper appliziert. In 18% kam es zur Zementdislokation. In über 90% aller behandelten Patienten gemäß dem VAS-Score konnte eine deutliche Schmerzreduktion erzielt werden. Nur in 4% ergab sich keine wesentliche Schmerzlinderung In frischen traumatischen Frakturen konnte eine Wirbelkörperhöhenvergrößerung erzielt werden. Die radiomorphometrische Analyse ergab eine mittlere Wirbelkörperhöhenvergrößerung von 14% postoperativ und noch 8% 6 und 12 Monate später. Der Kyphosewinkel konnte durchschnittlich bis zu 2% verringert werden.

Der Vergleich mit PMMA und Calcibon behandelten Patienten zeigte keinen signifikanten Unterschied in Schmerzreduktion und Beweglichkeit des Patienten bis zu einem follow-up von 6 Monaten. Schlussfolgerung: Die Kyphoplastie mit Calcibon ist kein Ersatz für PMMA, aber dieser neue Zement scheint nach unserer Erfahrung ein sehr effektives Material in der Behandlung von Wirbelkörperfrakturen vor allem bei jüngeren Patienten zu sein, da der Hauptvorteil im Vergleich zu PMMA die erhoffte Umwandlung des Biozementes in eine natürliche Knochensubstanz ist.

Korrespondierender Autor: Nöldge G

Universitätsklinikum Heidelberg, Radiodiagnostik, Im Neuenheimer Feld 110, 69120 Heidelberg

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