Pneumologie 2006; 60 - P89
DOI: 10.1055/s-2006-933941

Multimodale Therapie eines rechtsseitigen Lungensequesters

N Nikolov 1, P Zardo 1, N Städtler 1, B Vogel 2, G Oehlert 3, W Wojciechowski 1
  • 1Klinikum Hannover Oststadt-Heidehaus, Klinik für Thoraxchirurgie
  • 2Klinikum Hannover Oststadt-Heidehaus, Klinik für Pneumologie
  • 3Klinikum Hannover Oststadt-Heidehaus, Klinik für Radiologie

Einleitung: Lungensequester sind seltene (0,15–6,4% aller pulmonalen Malformationen) kongenitale Fehlbildungen der Lunge, die in der Regel linksseitig lokalisiert sind und keinen Anschluss an das Bronchialsystem aufweisen. Sequester werden aus einem direkten Gefäßast der Aorta descendens gespeist, wobei der Abfluss über die Pulmonalvene oder die Vena cava erfolgt. Fallbericht: Als Zufallsbefund fand sich bei einem 22-jährigen Patienten mit rechtsseitigen Oberbauchbeschwerden ein rechtsseitiger Lungensequester. Die arterielle Versorgung des Sequesters erfolgte über zwei retrokardial verlaufende Äste der thorakalen Aorta, der venöse Abfluss über Äste der Pulmonalvene. Präoperativ erfolgte eine selektive angiographische Darstellung und Embolisation der arteriellen Gefäße um die Blutungsgefahr während des Eingriffes zu senken. Intraoperativ wurde der Sequester im costophrenischen Winkel lokalisiert. Makroskopisch war der Prozess mit einer eigenen Pleuraschicht überzogen und durch eine schmale Gewebebrücke mit dem Unterlappen verbunden. Nach komplikationslosem Eingriff konnte der Patient am 7 Tag beschwerdefrei nach Hause entlassen werden. Schlussfolgerung: Rechtsseitige Lungensequester sind seltene kongenitale Fehlbildungen der Lunge. Das therapeutische Problem besteht in einer sicheren Identifizierung und Versorgung der arteriellen Äste, die direkt der Aorta descendens im linken Hemithorax entstammen und retrocardial verlaufen. Zur Vermeidung einer signifikanten intraoperativen Blutung durch Verletzung der Gefäße ist eine präoperative selektive Embolisation empfehlenswert.