Klin Monbl Augenheilkd 2005; 222 - R40
DOI: 10.1055/s-2005-922206

Ist die zirkuläre Netzhautkryokoagulation zur Vitrektomievorbereitung bei proliferativer diabetischer Vitreoretinopathie sinnvoll?

P Kroll 1, S Schulze 1, N Zaki 1, M Silva-Papi 1
  • 1Universitäts-Augenklinik, Marburg

Hintergrund: Es ist strittig, ob eine in zeitlichem Abstand von mindestens 4 Wochen vor einer Pars-plana-Vitrektomie durchgeführte, zirkuläre periphere Netzhautkryokoagulation das Risiko verschiedener Komplikationen der Vitrektomie wie Ablatio retinae, Rubeosis iridis oder Nachblutungen reduzieren kann oder ob dieser in Lokalanästhesie durchgeführte Eingriff eine zusätzliche Belastung für den Patienten darstellt.

Patienten und Methode: Wir werteten retrospektiv die Akten aller in den Jahren 1997–2000 an unserem Hause operierten Patienten aus, die sich einer Pars-plana-Vitrektomie als Primäreingriff bei proliferativer diabetischer Vitreoretinopathie unterziehen mussten. Es wurden 4 Patientengruppen gebildet und verglichen, wobei Gruppe 1 nur vitrektomiert wurde, bei Gruppe 2 fand die Vitrektomie 4 Wochen nach Kryokoagulation statt, bei Gruppe 3 wurde während der Vitrektomie zirkulär kryokoaguliert und in Gruppe 4 nach vorausgegangener Kryo nochmals während der Vitrektomie ausführlich kryokoaguliert.

Ergebnisse: Es konnten die Akten von 391 Patienten ausgewertet werden Der Nachbeobachtungszeitraum betrug durchschnittlich 15,1 Monate. Es kam zu 17 postoperativen Netzhautablösungen (4,3%), wobei sich signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen 1 (ohne Kryo) und 2 (p<0,001), 1 und 3 (p<0,05) sowie 1 und 4 (p<0,001) ergaben (5 Ablationes in Gruppe 1, 6 in Gruppe 2, je 3 in Gruppe 3 und 4). Für andere Operationsrisiken (Nachblutungen, Entwicklung einer Rubeosis iridis, Sekundärglaukome etc.) fanden sich keine signifikanten Unterschiede, die Reoperationsrate war aber ebenfalls in Gruppe 1 signifikant höher.

Schlussfolgerung: Sollte sich die Resorption der Glaskörperblutung nach der zirkulären Kryokoagulation – wie bereits 1967 von Osterhuis postuliert – verbessern, ist eine präoperative Kryoapplikation sinnvoll. Andernfalls kann und sollte sie während der ppV erfolgen, da das postoperative Risiko einer Ablatio durch eine adjuvante Kryokoagulation erheblich reduziert ist.