Geburtshilfe Frauenheilkd 2005; 66 - Vorwort
DOI: 10.1055/s-2005-920758

Vorwort

W Holzgreve 1
  • 1Laboratory for Prenatal Medicine, University Women's Hospital, CH-Basel

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Es ist eine besondere Freude für uns in Basel, die „XIX. Akademische Tagung deutsch-sprechender Hochschullehrer in der Gynäkologie und Geburtshilfe“ in unserer Stadt ausrichten zu dürfen, da diese Tagung doch hier begründet wurde. Prof. Dr. Dr. h.c. Theo Koller, einer meiner Vorgänger als Ordinarius für Gynäkologie und Geburtshilfe hat seine deutsch-sprechenden Kollegen/-innen 1957 nach Basel eingeladen, um folgende Ziele zu fördern: „Den Austausch neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse, den persönlichen Kontakt zwischen den Professoren und jungen Dozenten und die Bildung von Arbeitsgruppen zwecks Koordination der verschiedenen Einzelforschungen, ausserdem die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses“, und 181 Teilnehmer/Innen folgten seinem Ruf. Dass bei dieser ersten Tagung Teilnehmer aus dem durch den II. Weltkrieg gerade auch im Bereich der medizinisch-klinischen Wissenschaften stark geschädigten Deutschland freundlich eingeladen waren, war für die Entwicklung des Faches im deutschsprachigen Raum sicherlich ebenso wichtig wie die spätere Einladung von Teilnehmern/-innen aus der DDR. Die Tagung hat immer gelebt von den eingereichten Abstracts der Nachwuchswissenschaftler/-innen, und ganz im Sinne dieser Tradition können wir uns in diesem Jahr freuen, dass deutlich über 100, mehrheitlich hervorragende Abstracts, eingereicht wurden.

Ebenfalls der Tradition des Treffens entsprechend durfte auch in diesem Jahr jede universitäre Institution wieder einen Beitrag für einen mündlichen Vortrag als „gesetzt“ einreichen, die anderen Beiträge nehmen am Poster-Wettbewerb teil. Die Poster werden aber nicht lieblos in einem entlegenen Raum aufgehängt, sondern es werden Posterführungen mit hervorragenden Moderatoren stattfinden, so dass jeder Poster-Erstautor seine Daten kurz erläutern muss. Ausserdem wird für die drei Säulen unseres Faches aus den Postern je ein Beitrag für eine weitere mündliche Präsentationssitzung ausgewählt. Wir gehen davon aus, dass bei „Wine and Cheese“ so ein reger Austausch und ein kritisches Hinterfragen in angenehmer Atmosphäre zustande kommen wird. Wir hoffen auch, dass aus über der Hälfte der eingereichten Abstracts detaillierte Arbeiten in Fachzeitschriften entstehen sollten, und wenn dies geschieht, ist die deutschsprachige Gynäkologie und Geburtshilfe wieder einen deutlichen Schritt weiter.

Sorgen macht mir noch etwas die Unausgewogenheit zwischen den gleichermassen wichtigen Säulen unseres Faches, die im deutschsprachigen Raum – ziemlich einzigartig in der Welt – eine gewaltige Neigung zur Onkologie hat, was an sich unproblematisch wäre, würde es nicht auch bedeuten , dass offensichtlich die jungen Nachwuchswissenschaftler etwas einseitig nur in diesem Bereich unseres interessanten Faches eine Zukunft sehen. Da in unseren Nachbarländern, in den USA und in Asien sich die drei Säulen viel ausgewogener präsentieren, muss die aus der Einreichung der Abstracts erkennbare einseitige Schieflage uns Sorgen machen. Wir müssen unserem wissenschaftlichen Nachwuchs klar machen, dass es in den verschiedenen Bereichen unseres Faches spannende unerforschte Fragen gibt und man auch mit einem Schwerpunkt in der Endokrinologie oder Geburtsmedizin Karriere machen kann.

Wissenschaft ist intellektuell anregend und sui generis international. Daher steht eine Tagung im kosmopolitischen Dreiländereck Basel mit seiner den Life Sciences verschriebenen großen forschenden Pharmaindustrie auf einem guten Nährboden für fruchtbare Diskussionen. Möge auch dieser zitierfähige Abstractband, für dessen grosszügige Ermöglichung wir dem Thieme-Verlag und insbesondere dem Programmplaner Herrn Dr. Hartmut Kuhlmann sehr herzlich danken, der Förderung der Gynäkologie und Geburtshilfe im deutschsprachigen Raum einen nachhaltigen Dienst erweisen.

Auf ein Wiedersehen in Basel

Ihr

Prof. Dr. med. Dr. h.c. W. Holzgreve