Rofo 2005; 177 - PO_229
DOI: 10.1055/s-2005-868337

Gehirnparenchymveränderungen im MRT bei akuter arterieller Hypertonie – posterior, reversibel und enzephalopathisch?

JP Schneider 1, S Krohmer 1, T Brauns 1, T Kahn 1, C Zimmer 1
  • 1Universität Leipzig, Neuroradiologie, Leipzig

Ziele: In den 9 Jahren seit der Erstbeschreibung der „posterioren reversiblen Leucenzephalopathie“ wurden viele Ursachen und Erscheinungsformen diskutiert, im wesentlichen aber die akute arterielle Hypertonie oder toxisch wirkende Substanzen für die Ausbildung der Symptomatik und der charakteristischen MR-Befunde verantwortlich gemacht. In letzter Zeit mehren sich Hinweise, dass eine Reversibilität der Veränderungen insbesondere bei Therapie der hypertensiven Entgleisung erreicht werden kann. Methode: Analysiert wurden MR-Aufnahmen (initial/Verlauf) von sechs Patienten mit jeweils akutem Beginn einer neurologischen Klinik (u.a. Krampfanfall, Schwindel, Verschwommensehen, Kopfschmerz, Somnolenz bis Bewußtlosigkeit) bei immer nachweisbarer akuter Hypertonie. Ergebnis: Bei allen Patienten fanden sich in T2w Sequenzen hyperintense subcorticale, teilweise corticale Veränderungen ohne Hinweis auf eine postischämische Genese. Neben supratentoriellen Befunden betont im Bereich der hinteren Strombahn (6/6) und infratentoriellen Herden (4/6) zeigten allerdings auch 4/6 Patienten Läsionen im Stromgebiet der ACI. Beweisend im Sinne einer nach der primären Nomenklatur „reversiblen posterioren Leucenzephalopathie“ bei hypertoner Krise konnte eine Rückbildung der Veränderungen in allen Fällen unter RR-Normalisation dokumentiert werden. Schlussfolgerung: Bei Patienten mit krisenhafter RR-Erhöhung und entsprechender Symptomatik sind die erhobenen MRT-Befunde im Sinne eines potenziell reversiblen, posterior betonten, encephalopathischen Geschehens zu bewerten. Als Ursache wird eine verminderte Autoregulation der Gefäße der hinteren Strombahn bei geringerer adrenerger Innervation favorisiert. Zusammenfassend wäre für diese Subpopulation aus dem uneinheitlichen Pool der Patienten mit „posteriorer Leucenzepahalopathie“ die Bezeichnung „akute reversible hypertone Encephalopathie“ treffender. Die toxisch bedingten Enzephalopathien repräsentieren wahrscheinlich eine davon abzugrenzende, weitere Krankheitsgruppe.

Korrespondierender Autor: Schneider JP

Universität Leipzig, Neuroradiologie, Liebigstrasse 20, 04229, Leipzig

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