Rofo 2005; 177 - VO_4113
DOI: 10.1055/s-2005-867864

Kontrastmittelverstärkte Magnetresonanztomographie der stimulierten Hypophyse

S Trattnig 1, C Maier 1, K Pinker 1, V Mlynarik 1, A Luger 1
  • 1MR Centre of Excellence, Medizinische Universität Wien, Österreich

Ziele: Apoplexie aufgrund von Infarkt oder Blutung ist eine häufige Komplikation von Hypophysenadenomen. Es kann entweder spontan oder durch mehre Faktoren, darunter auch Funktionstests mit hypothalamischen Releasehormonen, veranlasst auftreten. Der Auslösemechanismus dabei ist jedoch unbekannt. Es wird jedoch eine Zunahme der Größe oder eine Alteration des hypophysären Blutflusses diskutiert. Das Ziel der Studie war die Untersuchung der Auswirkungen i.v applizierter hypothalamischer Releasehormone auf die Größe und den Blutfluss der Hypophyse. Methode: Im Rahmen dieser Studie wurde 10 gesunde Probanden (27.3 a +/- 5.6 years, 5 männlich, 5 weiblich) untersucht. Für jeden Probanden wurden zwei Untersuchungstage vereinbart. Am ersten Tag wurde die Hypophyse unter Basalbedingungen untersucht. Am zweiten Studientag wurden 20 Minuten nach Applikation hypothalamischer Releasehormone eine MRT der Hypophyse mit unten genannten Sequenzprotokoll durchgeführt, da nach dieser Zeitspanne die höchste hormonelle Aktivität zu erwarten war. TSH, ACTH und GH erreichen ihre max. Konzentration im Blutkreislauf 20–30min, Prolaktin früher (10–20min.) und FSH und LH später (30–45min.). Die gesamte hochaufgelöste MR-Bildgebung wurde mit einem 1.5 T MR Siemens Vision (maximale Gradientenstärke 23mT/m) mit einer Sender/Empfänger Kopfspule durchgeführt. Nach axialer, coronaler und sagittaler Akquisition von Orientierungsschichten um höchstmögliche Reproduzierbarkeit zu gewährleisten, wurde folgendes Sequenzprotokoll akquiriert: coronale T1-SE (284×512 Matrix, SI: 2mm) vor und nach KM-Applikation (Gd-DTPA,0.2mmol/kg Körpergewicht) und unmittelbar nach KM-Applikation sagittale T1–2D-GRE. Es wurden Zeit vs. Signalintensitätskurven berechnet und in die entsprechenden Kontrastmittelanfärbekurven mittels folgender Gleichung umgewandelt: y(t)=(St – S0/S0) x 100%. Es wurden Größe, Breite und Länge der basalen und stimulierten Hypophyse, sowie das Produkt aller Parameter als Maß für das Hypophysenvolumen berechnet. Nachfolgend wurden die gemessenen basalen und stimulierten Hypophysenwerte mit den basalen und Spitzenwerte der Hormonspiegel mittels „Wilcoxon rank sum test“ verglichen. Für jeden Gipfel der Kontrastmittelanfärbekurve wurde der Spitzewert (ymax) und dessen Zeitpunkt (tax) festgelegt und der durchschnittliche Anstieg k wurde für alle Kontrastmittel-anfärbekurven mittels folgender Gleichung berechnet: k=ymax/tmax. Die gemessenen basalen und stimuliertenWerte wurden mittels linearer Regressionsanalyse und “Wilcoxon's rank sum test“ verglichen. P<0.05 wurde als statistisch signifikant angenommen. Ergebnis: Die Größe der Hypophyse betrug bei allen Probanden basal und stimuliert <0.9cm. Es kam weder basal noch stimuliert zu einer signifikanten Veränderung der gemessenen Paramater (Hypophysengröße,- länge und –breite) oder ihres Produktes. Die Peak-Values des Kontrastmittel-Enhancements betrugen 124+/- 43 and 130 +/- 71, daher(R2=0.852, P=0.001). Sie wurden im Mittel nach 47.5 +/- 15s (basal) und 37.5 +/- 10s (stimuliert), daher (R2=0.223, P=0.24) erreicht. Die P-Werte der Differenzen beider Werte waren jedoch nicht statistisch signifikant. Der durchschnittliche Anstieg k war unter stimulierten Bedingungen deutlich steiler als unter Basalbedingungen (3.51 +/- 1.66 vs. 2.63 +/- 1.24, P=0.017). Schlussfolgerung: Mit dieser Studie wurden erstmalig die unterschiedlichen Aktivierungsstadien der Hypophyse mittels dynamischer kontrastmittelverstärkter MRT evaluiert. Es konnte gezeigt, das es nach i.v Applikation hypothalamischer Releasehormone zu keiner hypophysären Größenzunahme jedoch zu Steigerung des Blutflusses und einer verstärkten Permeabilität der hypophysären Blutgefäße kommt.

Korrespondierender Autor: Trattnig S

MR Centre of Excellence, Medizinische Universität Wien, Lazarettg. 14, 1090, Wien, Österreich

E-Mail: siegfried.trattnig@meduniwien.ac.at