Klin Monbl Augenheilkd 2004; 221 - 38_V
DOI: 10.1055/s-2004-837159

Inzidenzentwicklung der Retinopathia praematuroum (RPM) an der Neonatologie der Charité in Berlin-Mitte von 1978–2003

EC Schwarz 1, B Ruppert 1, RR Wauer 1
  • 1Charité, Campus Virchow-Klinikum, Berlin

Hintergrund: Widersprüchliche Publikationen über Anstieg, Abfall und Gleichbleiben der Inzidenz der RPM bei Zunahme der Überlebensrate von extrem und sehr untergewichtigen frühgeborenen Kindern (FG).

Methoden: Prospektive Erfassung und Auswertung von Geburtenrate, Sterblichkeit, Erkrankung an RPM, ihrer Behandlungsbedürftigkeit und dem anatomischen Augen-Endbefund aller frühgeborenen Kindern mit einem Geburtsgewicht (GG) <1500g.

Ergebnisse: Im Beobachtungszeitraum wurden 1533 VLBW-Kinder geboren. Die Rate der Lebendgeburten mit GG <750g steigt seit 1990 deutlich an. Die Überlebensrate der FG mit einem Gestationsalter (GA) <28 Wochen steigt von 52 auf 85%. Die Inzidenz der RPM korreliert invers mit dem GG und GA. Wir finden eine Zunahme der Inzidenz bei den FG mit GG <750g und ihre Abnahme bei den FG mit GG <1500g. Trotz dieser Verschiebung zu den unreiferen und leichteren Kindern sinkt die gesamte RPM-Inzidenz von 28% im Zeitraum 78–89 auf 15% im Zeitraum 90–03. Seit 1990 konnten wir keine RPM mehr bei FG mit GA >32 Wochen bzw. GG >1500g beobachten. Die Behandlungsbedürftigkeit der proliferativen RPM reduziert sich um die Hälfte. Der ungünstige Ausgang mit praktisch beidseitiger Erblindung zeigt sich in unserem Krankengut weitgehend unabhängig von GG, GA und Zeit und betrifft besonders extrem multimorbide Kinder.

Schlussfolgerung: Die RPM ist gegenwärtig noch nicht vermeidbar, aber bei rechtzeitiger Erfassung gut behandelbar und die Erblindungsgefahr für die frühgeborenen Kinder ist sinkend.