Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 166
DOI: 10.1055/s-2004-829371

Klinische Auffälligkeiten bei nicht RT-PCR-bestätigtem Nachweis von Norovirus-Antigen bei Früh- und Neugeborenen

C Wiechers 1, K Hamprecht 2, AL Bissinger 2, G Jahn 2, R Goelz 1, CF Poets 1
  • 1Abteilung Neonatologie, Universitätskinderklinik, Tübingen, Deutschland
  • 2Institut für Medizinische Virologie und Epidemiologie der Viruskrankheiten; Universitätsklinikum Tübingen (Tübingen, Deutschland)

Einleitung: Kommerzielle Antigen-Tests (ELISA) für Noroviren (NV) sind erst seit kurzem verfügbar, seitdem ist die Zahl der gemeldeten Infektionen stark angestiegen. Aufgrund von NV-Antigen-Nachweisen bei 3 Kindern in der Abteilung, die mit Blutauflagerungen im Stuhl symptomatisch waren, erfolgten über 3 Wochen bei allen stationär behandelten Früh- und Neugeborenen der Abteilung mehrfach Screening-Untersuchungen, bei 22 (51%) fand sich ein NV-Antigen-Nachweis. Eine Überprüfung von 11 Antigen-positiv-getesteten Proben mittels RT-PCR in Referenz-Laboratorien erbrachte keine Bestätigung. Aufgrund dieser Diskrepanzen werteten wir unter der Hypothese, dass Frühgeborene mit NV-Antigen-Nachweis vermehrt gastrointestinale Symptome zeigen, die gastrointestinalen, extraintestinalen und laborchemischen Veränderungen unserer Patienten systematisch aus. Methodik: Bei 43 Patienten wurden 163 Stuhlproben untersucht. Gastrointestinale Symptome der letzten 24h wurden bei Abnahme des Stuhls auf Erfassungsbögen dokumentiert. Die Patientenakten wurden retrospektiv auf extraintestinale Symptome und laborchemische Parameter am Entnahmetag ausgewertet. Ergebnisse: Von 163 Stuhlproben wurden 46 mittels ELISA positiv getestet. Diese zeigten gegenüber NV-Antigen-negativen Proben häufiger eine auffällige Stuhlbeschaffenheit (p=0,007), Blutnachweis im Stuhl (p<0,001) und ein Auftreten von >30% Nahrungsrückstau (p<0,02). Bzgl. Stuhlmenge, -frequenz und Erbrechen zeigte sich kein signifikanter Unterschied. Ferner zeigten Kinder mit NV-Antigen-Nachweis ein niedrigeres aktuelles Gewicht (p=0,002) und Reifealter (p=0,0003), jedoch keine Unterschiede in Gewichtszunahme, Auftreten von Bradykardien und Hypoxämien, Hautkolorit und Temperaturinstabilität. Die Auswertung der Laborparameter zeigte einen höheren Wert für IL-8 (p<0,02), nicht jedoch für Leukozyten, Thrombozyten und CRP. Schlussfolgerung: Obwohl eine Befund-Bestätigung mit der RT-PCR nicht gelang, zeigten die Kinder mit NV-Antigen-Nachweis gastrointestinale Auffälligkeiten, die sich signifikant von negativ getesteten Kindern unterschieden. NV-Infektionen sind meldepflichtig und ziehen umfangreiche Hygienemaßnahmen nach sich. Deshalb ist eine differenzierte Evaluation unterschiedlicher Nachweisverfahren nötig und auch unter Kostenaspekten sinnvoll.