Z Geburtshilfe Neonatol 2004; 208 - 110
DOI: 10.1055/s-2004-829315

Surfactantmetabolismus im Model des experimentellen Mekoniumaspirationssyndroms nach Behandlung mit synthetischen und natürlichen Surfactantpräparaten

J Leick 1, A Hilgendorff 1, D Rawer 1, T Hanfstingl 1, M Dörner 1, A Trotter 1, L Gortner 1, C Ruppert 1, I Reiss 1
  • 1Universitätsklinik Gießen, Kinderklinik Ulm (Gießen, Ulm, Deutschland)

Hintergrund: Das experimentelle Mekoniumaspirationssyndrom (MAS) beim Ferkel geht mit ausgeprägten inflammatorischen Veränderungen und einer Inaktivierung des pulmonalem Surfactantsystems einher. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Wirkung eines rekombinanten SP-C Surfactants (rSP-C SF) auf die pulmonale Surfactant-mRNA Expression sowie die Proteinkonzentrationen im Rahmen des MAS zu untersuchen.

Materialien und Methodik: 23 neugeborene Ferkel (Alter 1–11 Tage; Gewicht 1900–2500g) wurden nach Induktion eines Lungenversagens durch intratracheale (i.t.) Applikation von 20% Mekonium (5ml/ kg Körpergewicht) unter maschineller Beatmung für insgesamt 360min in die folgenden Behandlungsgruppen randomisiert: i.t. Bolus von rSP-C SF, bovinem SP-B/SP-C SF (jeweils 75mg/kg Körpergewicht) oder physiologischer Kochsalzlösung. Eine Gruppe (n=28) nichtbeatmeter, pulmonal gesunder neugeborener Ferkel diente als Referenzgruppe zur Bestimmung der basalen SF mRNA Expression. Es erfolgte die parallele Registrierung von Compliance, Tidalvolumina sowie Variablen des Gasaustauschs. Mittels Real-Time – PCR (delta delta CT – Methode; Housekeeping-Gen: 18S) wurde die mRNA Expression von Surfactantprotein (SP)-B und SP-C aus Homogenat des linken Lungenlappens bestimmt. Gleichzeitig wurden die SF Proteine SP-B/SP-C in Elisa-Technik im Homogenat bestimmt. Zum Vergleich der Gruppen wurde der Kruskal-Wallis und Mann-Whitney-U-Test verwendet.

Ergebnisse: Die Applikation des rSP-C SF führte zu einer signifikanten Verbesserung der Oxygenierung sowie der Compliance und der Tidalvolumina. Die mRNA Expression von SP-B ist nach Induktion eines MAS signifikant erhöht, die SP-C mRNA Expression signifikant erniedrigt (Tabelle). Durch die Behandlung mit rSP-C und bovinem SF wurde die pulmonalen SP-B und SP-C mRNA Expression sowie die Proteinkonzentrationen nicht signifikant beeinflusst.

Schlussfolgerung: Als mögliche Folge einer Schädigung der alveolären Typ II Zelle kommt es im Rahmen des MAS zu einer Induktion der SP-B mRNA Expression sowie einer reduzierten Expression von SP-C. Im Gegensatz zu einer Verbesserung von Variablen des Gasaustausch und Lungenfunktion wurde die pulmonale SP-B/SP-C mRNA Expression sowie deren Konzentrationen durch die exogene Applikation von rekombinantem bzw. bovinem SF nicht signifikant beeinflusst.

p<0.05 vs. Kontrollgruppe; Median und Bereich

Gruppe

Kontrolle

MAS/NaCl

MAS/rSP-C

MAS/bov. SF

(n=28)

(n=5)

(n=6)

(n=4)

SP-B (18S)

6.59

83.67*

289.43*

301.72*

(3.05–30.56)

(0.51–576.0)

(1.41–2480.9)

(2.40–3019.3)

SP-C (18S)

3.52

0.26*

0.31*

0.43*

(1.63–6.76)

(0.01–0.92)

(0.01–1.64)

(0.02–2.39)