Rofo 2004; 176 - PO221
DOI: 10.1055/s-2004-828214

„I am pissing milk“ Chylurie bei Lymphatischer Filariose mit retroperitonealer Raumforderung

HJ Langen 1, J Bielmeier 1, B Köhler 1, A Zierl 1, G Stich 1, K Fleischer 1
  • 1Missionsärztliche Klinik, Radiologie, Würzburg

Ziele: Fallbericht eines Patienten mit Chylurie. Die Chylurie wird bedingt durch eine Fistel zwischen dem lymphatischen und dem harnableitendem System vorzugsweise dem Pyelon. Unter den parasitären Ursachen steht an erster Stelle die Infektion mit der Nematode Wuchereria bancroftii. Methode: Ein 21 Jahre alter farbiger Soldat der US-Army klagte über eine weißliche Verfärbung seines Urins („I'm pissing milk“). Es erfolgt die Diagnose einer Chylurie. Eine Cystoskopie zeigt weißlichen Urinabgang aus dem rechten Ureter. Ein Ausscheidungsurogramm ist unauffällig. Ein Antikörpertiter auf Filarien ist positiv. Ergebnis: In der Spiral-CT zeigt sich eine ausgedehnte retroperitoneale Raumforderung mit Umscheidung der großen Gefäße. Evident ist die Lagebeziehung zum rechten Pyelon. Die Dichtewerte der Raumforderung sind mit ca. 10 Houndsfield Einheiten nahezu flüssigkeitsäquivalent. In die Raumforderung eingelagert sind einzelne Verdichtungen von ca. 30 Houndsfield Einheiten von unter 1cm Größe. Die Behandlung des Patienten mit den Standardmedikamenten ließ die Symptome rasch sistieren. Eine abschließende klinische Kontrolle nach einem Jahr ergab Beschwerdefreiheit. Schlussfolgerung: Im vorgestellten Fall zeigt unserer Meinung nach die retroperitoneale Raumforderung eindrucksvoll die Auftreibung der retroperitonealen Lymphknoten und Lymphgefäße mit Bezug zum rechten Pyelon als Ausdruck der retroperitonealen Stase an. Folge war eine Fistelbildung zum Pyelon mit Druckausgleich und Chylurie. Insbesondere im Rahmen der zunehmenden Migration wird man wohl auch in unseren Breiten mit diesem Krankheitsbild und mit dieser Form einer retroperitonealen Raumforderung häufiger konfrontiert werden.