Rofo 2004; 176 - RK_203_2
DOI: 10.1055/s-2004-827346

Ultraschall und US-BI-RADS

A Mundinger 1, F Diekmann 1, P Viehweg 1
  • 1Ohne Adresse

Ultraschall und US-BI-RADS

Der Brust-Ultraschall ist ein hocheffizientes, additives Verfahren zur weiteren Abklärung mammographischer und klinischer Befunde. Bei jungen Frauen unter 30 Jahren ist er das diagnostische Verfahren der 1. Wahl. Dabei leistet die Mammasonographie mehr als die „klassische“ Unterscheidung von soliden Herden und Zysten. Die Differenzierung zwischen malignen und benignen Herdbefunden ist heute mit moderner Gerätetechnologie, standardisierter Untersuchungstechnik und Befundbeschreibung für erfahrene Untersucher möglich. Sammelstudien geben eine Sensitivität von 57% bis 90% und Spezifität von 60% bis 90% an. Die sonographisch geführte, minimal invasive Diagnosesicherung und präoperative Herdmarkierung ist schnell, sicher und preisgünstig. Die meisten Herdbefunde ab 5–10mm Durchmesser können sonographisch identifiziert und punktiert werden. Der Mikrokalknachweis außerhalb von Herdbefunden, also die DCIS-Diagnostik, stellt für den Ultraschall unverändert ein diagnostisches Problem dar. Trotzdem gelingt es neueren Screeningstudien, mit Ultraschall mammographisch negative Karzinome in der röntgendichten Brust nachzuweisen: mit einer Prävalenz von 3–4/1000 und mit ähnlicher Verteilung der Tumorstadien wie im Mammographie-Screening. Problematisch ist die höhere falsch positive Quote bei asymptomatischen Frauen im Vergleich zur Mammographie. (Mammographie-Screening: Evidenzstufe B, Ultraschall-Screening: Evidenzstufe B). In Anlehnung an die IBUS-Ultraschall-Befundungs-Leitlinien von 1999 empfielt das S3-Leitlinien-Manual seit 2002 eine Befundbeschreibung und Klassifikation analog BI-RADS, seit Dezember 2003 liegt auch eine erste Version des American College of Radiology vor: die „ACR BI-RADS®-US-Lexicon Classification“. Beide Empfehlungen umfassen eine standardisierte Terminologie der Befundbeschreibung und eine abschließende Dignitätseinstufung. Die deutschen Befund-Kriterien sind:

  • Echoverhalten im Vergleich zur Umgebung: an-, hypo-, iso-, echogen

  • Form: rund, oval, komplex

  • Kontur: glatt, gelappt, unregelmäßig

  • Berandung: scharf, unscharf

  • Binnenstruktur: homogen, inhomogen

  • Komprimierbarkeit: gut, gering, fehlend

  • Schallfortleitung: abgeschwächt, indifferent, verstärkt

  • Satelliten, Zweitherde, kontralaterale Herde

  • Axilläre Lymphknoten: verfettet, indifferent, suspekt

Die ACR-Version beinhaltet zusätzlich:

  • Differenzierung der „nicht scharfen“ Berandung in die Unterkriterien: unscharf, anguliert, mikrolobuliert und spikuliert

  • Orientierung: Herd-Längsachse hautparallel („breiter als tief“), nicht hautparallel („tiefer als breit“ oder rund)

  • Umgebungsveränderungen: Alteration von Gängen und Cooper-Ligamenten, Ödem, Architekturstörung, Hautverdickung.

Die abschließenden ACR US-BI-RADS® Dignitätskategorien sind:

  • Kategorie 0: weitere bildgebende Abklärung erforderlich

  • Kategorie 1: unauffällig: Normalbefund ohne z.B. Herd, Architekturstörung oder Hautverdickung.

  • Kategorie 2: gutartig: z.B. Zysten, Lymphknoten, Brustimplantate, verlaufskonstante Narben und verlaufskonstante typische FA.

  • Kategorie 3: wahrscheinlich gutartig (Malignitätswahrscheinlichkeit <2%): z.B. solide, ovale, hautparallel orientierte, scharf begrenzte Fibroadenome, nicht tastbare komplizierte Zysten und Mikrozysten-Cluster; kurzfristige Verlaufskontrolle empfohlen.

  • Kategorie 4: suspekt (Malignitätswahrscheinlichkeit 3–94%): solide Herde ohne obige typische Benignitätskriterien; Biopsie empfohlen.

  • Kategorie 5: hoch suspekt auf Malignität (Malignitätswahrscheinlichkeit 95% und höher), typische Malignitätskriterien; geeignete Maßnahmen erforderlich

  • Kategorie 6: Histologisch gesicherte Malignität; geeignete Maßnahmen erforderlich.

Kritische Größenzunahme solider Herde oder die Entwicklung verdächtiger Befundmerkmale führt bei Verlaufskontrollen zu einer Höherstufung oder BI-RADS O Einstufung, Befundkonstanz solider Herde führen im Verlauf zu einer Tieferstufung der Dignitäts-Kategorie.

Die Robustheit der vorgeschlagenen Kategorien-Einteilung muss in künftigen prospektiven Studien weiter überprüft und abgesichert werden.

Lernziele:

BI-RADS im Ultraschall