Laryngorhinootologie 2004; 83 - 13_1
DOI: 10.1055/s-2004-823459

Rationale interdisziplinäre Diagnostik bei Funktionsstörungen des Innenohres

PR Issing 1, CR Gropp 2, KF Mack 3, B Schwab 3, JJ Hammersen 1
  • 1Klinik für HNO-Heilkunde, Kopf-, Hals- und plastische Gesichtschirurgie, Klinikum Bad Hersfeld
  • 2Privat
  • 3HNO-Klinik, MH

Es existieren zahlreiche Erkrankungen, bei denen es zu einer Mitbeteiligung des Innenohres kommen kann und die durch entsprechende Diagnostik abzuklären sind. Ziel der vorliegenden Studie war es zu prüfen, welchen Nutzen die Zusatzdiagnostik für die Behandlung von Patienten mit Innenohrerkrankungen überhaupt hat. Von 101 Patienten, die wegen einer Innenohrerkrankung in der HNO-Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover stationär in Behandlung waren, wurden die Ergebnisse der durchgeführten interdisziplinären Diagnostik auf ihre otologische Relevanz hin überprüft. Die Patienten wiesen die Leitsymptome „Hörminderung„ (53,5%), Tinnitus (41,6%) und Schwindel (4,9%) auf. Es wurden insgesamt 483 Konsile in sechs Fachbereichen (Innere Medizin, Augenheilkunde, Zahn-Mund-Kieferheilkunde, Neurologie, Physikalische Medizin und Psychosomatik) durchgeführt. Die Diagnostik erbrachte bei einem Großteil der Patienten in mindestens einem der sechs Fachbereiche einen auffälligen Befund (n=83). Diese Befunde waren in der Mehrzahl der Fälle allerdings nur von nebenbefundlichem Interesse und hatten keine Bedeutung für die Behandlung der Innenohrerkrankung. Durch eine statistische Analyse konnten Kriterien definiert werden, mit denen alle relevanten Befunde zu erfassen waren. Es zeigte sich, dass die anamnestischen Angaben des Patienten dafür wegweisend waren. Durch das von uns erarbeitete diagnostische Stufenkonzept lassen sich sowohl dem Patienten als auch der Solidargemeinschaft unnötige und kostenintensive Untersuchungen zu ersparen.