Laryngorhinootologie 2004; 83 - 7_1
DOI: 10.1055/s-2004-823290

Otogene und sinugene intrakranielle Komplikationen bei Kindern – eine interdisziplinäre Herausforderung

K Emmanouil 1, HJ Welkoborsky 1, HJ Christen 2
  • 1HNO-Klinik, Klinikum Hannover Nordstadt
  • 2Kinderkrankenhaus Auf der Bult, Abteilung Neuropädiatrie

Durch potente Antibiotika und verbesserte bildgebende Verfahren wurden Inzidenz und Mortalität schwerer intrakranieller oto- und sinugener Komplikationen deutlich gesenkt. Zur Morbidität im Kindesalter liegen jedoch nur wenige Daten vor. Wir werteten die Krankengeschichten von insgesamt 7 Kindern (4–14J.) aus, die zwischen 5/00 und 10/03 in der HNO-Abteilung des Kinderkrankenhauses Auf der Bult, Hannover, mit oto- bzw. sinugenen intrakraniellen Komplikationen betreut wurden. Unsere Übersicht stellt die jeweiligen Erkrankungsursachen, die Therapiemethoden und den Krankheitsverlauf dar. In jedem der Fälle wurde nach der Diagnosestellung unverzüglich die sanierende operative HNO- bzw. neurochirugische Therapie durchgeführt (Fokussanierung, Abszessdrainage). Die Diagnosestellung selbst wurde jedoch durch verschiedene Faktoren verzögert: Einerseits äussern Kinder Beschwerden häufig nicht eindeutig. Bei Abwesenheit der Eltern oder mangelnden Sprachkenntnissen gehen wichtige anamnestische Hinweise verloren. Die Untersuchung wird oft durch Abwehr des Kindes erschwert. Andererseits werden typische anamnestische Hinweise vom erstbehandelnden Arzt nicht erfragt sowie pathologische otoskopische Befunde nicht erkannt oder fehl interpretiert und die Indikation zu bildgebenden Verfahren zögerlich gestellt. Wesentlich erscheint uns daher, Leitsymptome herauszustellen, die den erstbehandelnden Arzt an eine oto- oder sinugene Genese des meningitischen Krankheitsbildes denken lassen und einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen Pädiater, HNO-Arzt und Neurochirurg bedürfen.