Pneumologie 2003; 57 - Pa1
DOI: 10.1055/s-2003-822433

Vergleich chromosomaler Defekte in Primärtumor und Metastasen mit der komparativen genomischen Hybridisierung (CGH)

F Simon 1, M Vogt 1, C Kuhnen 1, KM Müller 1, G Johnen 1
  • 1Berufsgenossenschaftliche Kliniken Bergmannsheil, Universitätsklinik, Ruhr-Universität Bochum, Institut für Pathologie

Hintergrund: Die CGH ist eine cytogenetische Methode, die es ermöglicht, Zugewinne und Verluste chromosomalen Materials in Tumorzellen zu detektieren. Mithilfe dieser Methode kann die „cytogenetische Verwandtschaft“ zwischen verschiedenartig lokalisierten Tumoren eines Patienten ermittelt werden. Mittels der CGH wurde im Fall eines 65-jährigen Mannes mit einem bösartigen neuroendokrinen Primärtumor in der rechten Lunge, einem flach ulcerierten Dickdarmtumor und multiplen Lebermetastasen die Verwandtschaft der einzelnen Tumoren auf chromosomaler Ebene untersucht.

Ergebnisse: Die CGH-Analyse zeigte in den untersuchten Proben zahlreiche chromosomale Defekte, die in das allgemeine Defektmuster neuroendokriner Lungentumoren passen. Beim primären Lungentumor, der Lebermetastase, aber auch dem Dickdarmtumor ließen sich jeweils gemeinsame charakteristische Defekte nachweisen (z.B. Verluste der Chromosomen 3p, 4, 13 und Zugewinne von 1pq, 3q und 7pq). Die Lebermetastase zeigte die meisten Gemeinsamkeiten an Defekten mit dem Lungentumor, wobei aber noch zusätzliche Imbalancen auftraten. Im Dickdarmtumor wurde hingegen eine deutlich geringere Gesamtzahl an Defekten detektiert.

Schlussfolgerungen: Die Lebermetastase lässt sich anhand der CGH-Ergebnisse gut dem primären Lungentumor zuordnen. Die größere Defektanzahl in der Metastase deutet auf eine Weiterentwicklung der chromosomalen Imbalancen in der Leber nach der Absiedlung hin. Auch das Defektmuster des Dickdartumors spricht eher für eine Verwandtschaft mit dem primären Lungentumor als für einen unabhängigen Zweittumor. Die relativ geringe Zahl an Imbalancen, die alle auch im Lungentumor zu finden sind, deutet auf eine frühe Absiedlung vom Ursprungstumor hin, wobei dann keine ausgeprägte Weiterentwicklung mehr stattgefunden hat.