Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - PO_07_08
DOI: 10.1055/s-2003-818238

Kontinuierliche Pulsoxymetrie am Neugeborenen im Kreißsaal zur Detektion einer beginnenden neonatalen Infektion

JH Stupin 1, A Herschel 1, G Jakubek 1, A Loui 2, AK Luttkus 1, JW Dudenhausen 1
  • 1Klinik für Geburtsmedizin, Charité, Campus Virchow-Klinikum, Humboldt-Universität zu Berlin
  • 2Klinik für Neonatologie, Charité, Campus Virchow-Klinikum, Humboldt-Universität zu Berlin

Fragestellung: Die früheinsetzende (early-onset) Infektion ist nach wie vor Hauptursache der neonatalen Mortalität (10%-20%) von Neugeborenen am Termin. Demzufolge ist der Verdacht auf eine Infektion die häufigste Ursache von Verlegungen Neugeborener. Ziel dieser Studie ist die Evaluation des Wertes der Pulsoxymetrie zur Früherkennung von Zeichen einer neonatalen Infektion im Kreißsaal.

Methode: 120 Schwangere wurden nach schriftlichem Einverständnis bei Aufnahme in den Kreißsaal in die Studie eingeschlossen. Die Überwachung des Geburtsverlaufs erfolgte routinemäßig mit dem CTG. Während der ersten beiden Lebensstunden wurden die periphere arterielle Sättigung und die neonatale Herzfrequenz kontinuierlich durch Pulsoxymetrie (N3000, Tyco Healthcare, Neustadt) gemessen und aufgezeichnet. Der Oxisensor befand sich am Fuß des Neugeborenen. Zu einem späteren Zeitpunkt erfolgte die Auswertung der auf einem Computer gespeicherten Daten.

Ergebnisse: Das gesunde Neugeborene benötigt 16min (Mittelwert, SD 9'), um eine periphere Sauerstoffsättigung von 95% zu erreichen. Die Adaptation des fetalen Kreißlaufs dauerte bei klinisch unauffälligen Neugeborenen 14min (Median). 21 Neugeborene wurden in die Neonatologie verlegt. Davon entwickelten 7 Neugeborene eine early-onset Infektion und mussten antibiotisch behandelt werden. In dieser Gruppe war die Zeitspanne zum Erreichen einer Sättigung von 95% 3fach verlängert (Mittelwert 41', SD 26', Median 34,5', p=0,002). Während die gesunden Neugeborenen nach Erreichen einer Sättigung von 90% keine Desaturationen mehr zeigten, traten in der Gruppe der infizierten Neugeborenen signifikant mehr Desaturationen auf (Median 0 vs. 3, p<0,0001)

Diskussion: Die early-onset Infektion des reifen Neugeborenen ist mit einer verzögerten Kreislaufadaptation in den ersten Lebensstunden verbunden. Postnatale Pulsoxymetrie im Kreißsaal kann diese Verzögerung rechtzeitig aufdecken und somit auf eine neonatale Infektion hinweisen und die konsekutive antibotische Behandlung ermöglichen.