Z Geburtshilfe Neonatol 2003; 207 - FV_12_06
DOI: 10.1055/s-2003-818147

Schwangerschaftsassoziierte Nervus femoralis-Affektion mit konsekutiver Gehschwäche

S Pildner von Steinburg 1, N Nusser 1, T Fischer 1, KTM Schneider 1
  • 1Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München

Hintergrund:

Neuropathien in der Schwangerschaft sind als Carpaltunnelsyndrom oder periphere Fazialisparesen bekannt. In der Literatur finden sich jedoch nur wenige Berichte über Affektionen des Nervus femoralis.

Patientengut:

Wir berichten über 3 Patientinnen (31., 37. und 39. kpl. SSW) mit einer zunehmenden Gehschwäche und schmerzbedingten Bewegungseinschränkung betreffend Kniestreckung und Hüftbeugung.

Ergebnisse:

Nach Ausschluss einer Symphysenlockerung fiel bei der neurologischen Exploration eine Schwäche des N. femoralis (einmal beidseitig, in 2 Fällen einseitig betont) auf, es fand sich kein sensibles Defizit. Elektrophysiologische Untersuchungen zeigten eine Verminderung der Nervenleitgeschwindigkeit bzw. Pathologische Spontanaktivität in der Elektromyographie. Die Befundkonstellation war mit einer seit mindestens 2 Wochen bestehenden Nervenläsion vereinbar. Zum Ausschluss raumfordernder Prozesse im Verlauf des Nerven wurde in einem Fall eine MRT, bei den anderen Patientinnen sonographische Untersuchungen durchgeführt, die keinen pathologischen Befund erbrachten.

Bei zwei Patientinnen wurde aufgrund einer therapierefraktären Schmerzsymptomatik eine primäre Sectio durchgeführt, eine Patientin konnte nach Prostaglandin-Priming komplikationslos spontan entbunden werden. Die Symptomatik besserte sich jeweils postpartal sofort, jedoch war die Zeit bis zur Komplettremission abhängig von der Schwere des Krankheitsbildes.

Schlussfolgerung:

Diese ungewöhnliche Manifestation einer Neuropathie in der Schwangerschaft konnte nicht auf raumfordernde Prozesse zurückgeführt werden; ein im Verlauf des Nerven unter dem Ligamentum inguinale auftretendes Ödem könnte eine mögliche Ursache sein.