Gesundheitswesen 2002; 64(8/9): 499-502
DOI: 10.1055/s-2002-33774
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Beamtentauglichkeit” - Ergebnisse standardisierter Einstellungsuntersuchungen

„Fitness for Public Service” - Results of Standardised Acceptance ExaminationsK. - H Arndt, M. Roth
  • 1Amtsärztlicher Dienst am Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Erfurt/Thüringen
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Publication Date:
04 September 2002 (online)

Zusammenfassung

Nach einem einheitlichen Standard unter Berücksichtigung der laufbahnspezifischen Anforderungen und vorgegebener Eignungskriterien wurden im Zeitraum vom 1.11.1990 bis 31.12.2001 insgesamt 6580 Untersuchungen bei 4928 Bewerbern (61 % Frauen, 39 % Männer) hinsichtlich der gesundheitlichen Voraussetzungen für eine Übernahme in das Beamtenverhältnis durchgeführt. Dabei lautete der allgemeine Gutachtenauftrag, die Möglichkeit vorzeitiger Dienstunfähigkeit und/oder häufiger Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen.

Im Ergebnis von 394 Begutachtungen (= 5,99 %) wurde die gesundheitliche Eignung für den Beamtenstatus verneint. Diese Beurteilung war in 298 Fällen (= 4,53 % aller Untersuchungen) endgültig bzw. musste auch nach Erteilung von Auflagen und Wiederholungsbegutachtungen aufrechterhalten werden. Hauptgründe der Nichteignung waren ausgeprägte Adipositas (ab BMI 30) mit weiteren Risikofaktoren bzw. ein Metabolisches Syndrom, ständig behandlungsbedürftige chronische Herz-Kreislauf- und Stoffwechselerkrankungen, Malignome sowie der Nachweis von Ausschlusskriterien für bestimmte Laufbahnen.

Die vergleichsweise große Untauglichkeitsrate ist vor allem im Zusammenhang mit dem hohen Altersdurchschnitt der untersuchten Beamtenbewerber zu sehen (40 % aller Untersuchten waren über vierzigjährig, 13 % älter als 50 Jahre!).

Diskutiert werden Anliegen, Sensivität und Spezifität derartiger Untersuchungen.

Vor dem Hintergrund einer hohen Zahl vorzeitig dienstunfähig werdender Beamter ergibt sich auch künftig die Berechtigung solcher Begutachtungen vor Übernahme in ein Beamtenverhältnis mit den besonderen Versorgungsverpflichtungen der öffentlichen Hand.

Unabdingbar sind darüber hinaus klare Richtlinien, Tauglichkeitsanforderungen und Untersuchungsprogramme für einzelne Bereiche sowie die strikte Einhaltung der örtlichen Zuständigkeit amtsärztlicher Begutachtung.

Abstract

From Nov. 1 1990 to Dec. 31 2001 4928 applicants (61 % female, 39 % male) were examined, totalling 6580 pre-employment examinations, to decide whether they fulfilled the health requirement criteria for civil servants. Standardised aptitude criteria were used, career-specific requirements taken into account. To exclude with a high probability were any risks of premature disability for service or frequent disorders.

In 394 cases (= 5.99 %) the results were negative. This assessment was final in 298 cases (= 4.53 % of all examinations) or was confirmed negative in repeated examinations even after special conditions had been imposed. Main reasons for disqualification were second- and third-degree adipositas with additional risk factors or a metabolic syndrome, chronic cardio-vascular and metabolic diseases requiring permanent treatment, malignant neoplasms or non-fulfilment of the criteria for special careers.

The comparatively high rate of disqualification is mainly due to the high average age of the applicants examined (40 % of all applicants were over 40, 13 % were older than 50). Purpose, sensitivity and specifics of such examinations are discussed. Taking into consideration the high rate of civil servants prematurely unfit for work, such pre-employment examinations are regarded as highly justified.

Moreover, it is necessary to have clear guidelines, aptitude criteria and examination procedures for individual careers. It is also important to adhere strictly to local responsibility for pre-employment examinations.

Literatur

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Prof. Dr. med. Karl-Hans Arndt
Dr. med. Margot Roth

Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Erfurt/Thüringen

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99084 Erfurt

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