Geburtshilfe Frauenheilkd 1999; 59(6): 261-265
DOI: 10.1055/s-1999-14201
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Knochendichte bei Patientinnen mit Mammakarzinom im Vergleich zu gesunden matched-pair Kontrollen

Bone Density in Patients with Breast CancerP. Hadji1 , Chr. Jäckel1 , O. Hars2 , U.-S. Albert1 , K. Bock1 , A. Spieß1 , G. Emons1 , K.-D. Schulz1
  • 1Philips-Universität Marburg, Med. Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
  • 2Universität Hamburg, Fachbereich Humanbiologie
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Publication History

Publication Date:
31 December 1999 (online)

Zusammenfassung

Fragestellung: Mammakarzinom und Osteoporose gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Frau und haben einen entscheidenden Einfluß auf Lebensqualität und Lebenserwartung. Eine ursächliche Verbindung beider Krankheitsbilder könnte durch die Wirkung der Ústrogene gegeben sein, die eine mitogene Stimulation des Brustdrüsenepithels bewirken können und den weiblichen Knochenstoffwechsel regulieren. Bislang liegt lediglich eine limitierte Anzahl entsprechender Untersuchungen vor, welche divergierende Ergebnisse aufweisen. Zielsetzung der vorliegenden Untersuchung war es, den Zusammenhang beider Erkrankungen unter erstmaliger Verwendung der Quantitativen Ultraschallsonometrie (QUS) zu untersuchen.

Material und Methode: Untersucht wurden 1004 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 53,9 Jahren. Bei 148 Patientinnen lag ein histologisch gesichertes Mammakarzinom vor, 856 hatten keine entsprechende Anamnese. Erfaßt wurden Speed of Sound (SOS), Broadband Ultrasound Attenuation (BUA) und der Stiffness Index (SI) mit dem „Achilles”-Gerät der Firma Lunar (Madison, WI).

Ergebnisse: Im Vergleich zu Kontrollen waren Mammakarzinompatientinnen um 4,4 Jahre älter, zeigten ein höheres Körpergewicht, BMI, eine höhere Geburtenzahl sowie Gesamtstillzeit, eine längere Ústrogenexpositionszeit und wiesen signifikant höhere Werte für SOS und SI auf. Aufgrund der in mehreren Parametern signifikanten Gruppenunterschiede erfolgte zusätzlich eine Adjustierung der Patientinnen mit Mammakarzinom mit einer zufälligen Auswahl einer gleich großen Anzahl von Frauen, welche sich in Alter, Gewicht, BMI, Geburtenzahl, Gesamtstillzeit sowie Ústrogenexpositionszeit nicht signifikant unterschieden (matched-pairs). Auch hierbei zeigten sich bei Frauen mit Mammakarzinom signifikant höhere Ergebnisse für SOS und SI.

Schlußfolgerung: Patientinnen mit Mammakarzinom weisen auch nach Adjustierung der relevanten Co-Variablen höhere Knochendichtemeßergebnisse auf. Da dieses Ergebnis östrogenunabhängig zu sein scheint, könnten andere, noch unbekannte Faktoren eine zusätzliche Rolle spielen. Weitere Untersuchungen mit größeren Fallzahlen erscheinen hierzu notwendig.

Abstract

Objective: Because estrogens are important in the pathogenesis of both breast cancer and osteoporosis, it has been suggested that the risk of osteoporosis and breast cancer are inversely related. The aim of our study was to evaluate bone mineral density in patients with breast cancer.

Methods: Speed of sound, broadband ultrasound attenuation, and the stiffness index of the calcaneus were measured in 1004 subjects (mean age 53.9 years) with an Achilles ultrasound bone densitometer. 148 patients had a history of breast cancer and 856 did not. Breast cancer patients were compared with healthy subjects matched for age, weight, body mass index (BMI), parity, and duration of breast feeding and estrogen exposure.

Results: Overall, the patients with breast cancer were 4.4 years older and had higher body weight, BMI and parity, longer duration of breast feeding and estrogen exposure, and a significantly higher speed of sound and stiffness index than healthy controls. In the matched-pairs analysis, women with breast cancer had a higher speed of sound and stiffness index than the controls.

Conclusion: Women with breast cancer have a lower risk of osteoporosis than controls. Although the biologic mechanisms linking bone mass and the risk of breast cancer are not fully understood, factors other than cumulative estrogen exposure may play a role. Studies on larger populations are needed to evaluate this relationship.

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