Klinische Evaluation eines Ü45-Screening-Fragebogens zur Erfassung des individuellen Präventions- und Rehabilitationsbedarfs

 

Einleitung Im Rahmen des Präventionsgesetzes ist das langfristige Ziel die Erprobung der Machbarkeit und Durchführbarkeit einer Gesundheitsvorsorgeuntersuchung in Hinblick auf die Implementierung eines bundesweiten Screenings.

Der Ü45-Check ist eine Querschnittsstudie. Eingeschlossen werden n = 1194 Versicherte, im Alter von 45-58 J. Die Proband:innen werden in der Charité-Universitätsmedizin Berlin ärztlich untersucht. Es werden neben Anamnese und klinischer Untersuchung, anthropometrische Parameter inkl. einer Bioelektrischen Impedanzanalyse (BIA), laborchemische Untersuchungen und ein Ruhe-EKG erhoben. Aufgrund der Ergebnisse wird der Gesundheitszustand in ein Ampelsystem (grün = kein Handlungsbedarf, gelb = Präventionsbedarf, rot = Rehabilitationsbedarf) eingestuft. Vergleichend dazu wird ein validierter Fragebogen zur Erfassung von Präventions- und Rehabilitationsbedarf (Ü45-Screening) von den Proband:innen beantwortet, der dem ärztlichen Personal unbekannt ist. Die klinische Untersuchung nimmt einen Zeitumfang von ca. 120 min in Anspruch, das Ausfüllen des Fragebogens ca. 10 min. Die Ergebnisauswertung des Fragebogens stellt ebenfalls den Gesundheitszustand in einem Ampelsystem dar, sodass dies einen Vergleich der Ergebnisse zulässt.

Methoden Die Rekrutierung der Proband:innen erfolgt durch die DRV Berlin-Brandenburg. Versicherte werden anhand des Risikoindexes-Erwerbsminderungsrente (RI-EMR) schriftlich kontaktiert und zum Ü45-Check in die Charité Sportmedizin eingeladen. Der Untersuchungszeitraum beträgt 24 Monate, die Untersuchungen laufen seit Juni 2021. Bisher wurden 430 Proband:innen in die Studie eingeschlossen.

Ergebnisse 550 (8%) von 6100 Versicherten haben einen Termin vereinbart (Screening failure, nicht erschienen, Termin ausstehend). 430 (7%) von 6100 Versicherte haben den Ü45-Check in Anspruch genommen. Eine vorläufige Auswertung von 300 Proband:innen liegt vor: w = 112, m = 188, Alter 50.4 (±4.1), BMI 26.7 (±4.6), Körperfett 29.8 (±8.5). Die Ergebnisse in Hinblick auf das Ampelsystem wiesen erhebliche Differenzen auf, klinische Untersuchung: grün = 29 (9.7%), gelb = 230 (76.7%), rot = 41 (13.7%) vs. Ü45-Screening: grün = 223 (74.3%), gelb = 53 (17.7%), rot = 24 (8%). Die Proband:innen hatten laut dem RI-EMR-Index folgendes Risiko in Rente zu gehen: grün (niedrig) = 178 (59.3%), gelb (moderat) = 60 (20%), rot (hoch) = 62 (20.7%).

Schlussfolgerung Der Screening-Fragebogen scheint den klinischen Präventionsbedarf nicht ausreichend darzustellen. Die höhere Anzahl an Präventionsempfehlungen könnte aufgrund der objektiv gemessenen anthropometrischen und laborchemischen Parameter zu erklären sein. Die durchgeführten klinischen Untersuchungen können bei vorerst symptomlosen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselstörungen auf Grund von z.B. EKG-Veränderungen und auffälligen Laborparametern zur frühzeitigen Diagnosestellung beitragen und damit Präventions- wie auch Rehabilitationsbedarfe frühzeitiger detektieren.

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Article published online:
22 August 2022

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