Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 817
DOI: 10.1055/s-0042-1753839
Abstracts | DGSMP/DGMS
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Thema: Wissenschaftlicher Nachwuchs

Mehr als nur das Telefon – Technische Unterstützungssysteme für das Pflegearrangement distance caregiving

F Bünning
,
A Kuhlmey
,
A Budnick
 

Einleitung Technischen Unterstützungssystemen (TU) kommt im Pflegearrangement distance caregiving eine besondere Rolle zu. Bereits bestehende Technologien des Ambient Assisted Living (AAL), Anwendungen im Smart Home oder digitale Kommunikationshilfen ermöglichen trotz räumlicher Trennung zwischen den Pflegebedürftigen, dem informellen und professionellen Netzwerk vor Ort und den entfernt lebenden distance caregivern den Austausch untereinander. Erste Forschungsergebnisse verweisen dennoch darauf, dass die Nutzung von TU in informellen Pflegearrangements nicht weit verbreitet ist. Zudem zeigt die Alternsforschung, dass unterstützende Technologien von älteren Menschen u.a. aus Unwissenheit über deren Existenz oder deren Nutzen und ggf. deren Bedienung selten angewendet werden. In der Nachwuchsgruppe ROAD – CaRegiving frOm A Distance werden Bedarfe und Erwartungen der Akteur:innen anTU in der Pflege auf Distanz eruiert und in ein Modell zur zuverlässigen Gestaltung des Pflegearrangements integriert.

Methoden Da das Thema noch unterbeforscht ist, wird ein qualitatives Mehrmethodendesign eingesetzt. In einem heterogenen Sample werden in 60 problemzentrierten Leitfadeninterviews Akteur:innen des Pflegearrangements u.a. zu ihrer Alltagsstruktur, zur sozialen Interaktion, zu genutzten und gewünschten TU sowie zu ihren Vorstellungen vom Ideal der Pflege auf Distanz befragt. Die anschließende teilnehmende Beobachtung einer typischen Alltagssituation in der Häuslichkeit der Pflegebedürftigen ermöglicht einen vertiefenden Einblick in die Funktionsweise des Pflegearrangements. Befunde aus Expert:inneninterviews mit Vertreter:innen von Technologie-Forschungsunternehmen komplettieren die Datenerhebung. Die Interviews werden anhand der phänomenologischen Analyse nach Mayring ausgewertet und trianguliert.

Ergebnisse Der Abgleich der Bedarfe und Erwartungen der befragten Akteur:innen anTU sowie die Evaluation der Befunde aus den Expert:inneninterviews mit den Vertreter:innen von Technologie-Forschungsunternehmen eruieren Kongruenzen und Divergenzen. Dieser interpersonelle Ansatz ermöglicht die Entwicklung bedarfsorientierter Handlungsempfehlungen, die die Perspektiven der verschiedenen Akteur:innen gleichermaßen berücksichtigen. Die Ergebnisse werden in das übergeordnete Modell zum Pflegearrangement distance caregiving involviert.

Schlussfolgerung Die Ergebnisse leisten einen Beitrag zur zuverlässigen Gestaltung des Pflegearrangements distance caregiving und haben einen Nutzen für alle Akteur:innen: Pflegebedürftigen soll mit den Empfehlungen die Option geboten werden, so lange wie möglich in ihrer eigenen Häuslichkeit wohnen bleiben zu können. Den distance caregivern sowie dem Netzwerk vor Ort soll mehr Sicherheit in der Unterstützung und im Austausch über die Distanz hinweg gegeben werden. In weiterführenden Forschungsarbeiten sollten die empfohlenen TU sowie deren praktische Anwendung evaluiert werden.



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Article published online:
22 August 2022

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