Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 780-781
DOI: 10.1055/s-0042-1753751
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Forschungsmethoden

Wie können SOPs aus der Patient*innenversorgung wissenschaftlich analysiert werden? – Methodische Überlegungen zu einer Untersuchung von operativen SOPs aus Prostatakrebszentren

NT Sibert
1   Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland
,
C Kowalski
1   Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland
,
C Breidenbach
1   Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland
,
S Wesselmann
1   Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland
,
P Fülkell
2   Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Seit „standard operation procedures“ (SOPs) aus der Luftfahrt heraus ihren Weg in die klinische Versorgung gefunden haben, sind sie fester Bestandteil von Qualitätssicherungsbemühungen. Vor allem in der Intensiv- und operativen Medizin konnte der Vorteil für die kurzfristige Ergebnisqualität (bspw. Mortalität) gezeigt werden[if supportFields]><spanstyle='font-size:11.0pt;line-height:107%;font-family:"Calibri",sans-serif;mso-ascii-theme-font:minor-latin;mso-fareast-font-family:Calibri;mso-fareast-theme-font:minor-latin;mso-hansi-theme-font:minor-latin;mso-bidi-font-family:"Times New Roman";mso-bidi-theme-font:minor-bidi;mso-ansi-language:DE;mso-fareast-language:EN-US;mso-bidi-language:AR-SA'><span style='mso-element:field-end'></span></span><![endif]. Nichtsdestotrotz fehlen Untersuchungen von SOPs und der längerfristigen Ergebnisqualität für Patient*innen. Zurzeit stehen keinerlei etablierte Methoden oder Standards zur Entwicklung von SOPs zur Verfügung. Auch existieren keine Standards für deren wissenschaftliche Analyse oder Evaluation.

Methoden Für das operativ behandelte Prostatakarzinom wurden exemplarisch SOPs aus von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten und an der PCO-Studie teilnehmenden Prostatakrebszentren zusammengetragen. Für diese Zentren lagen zudem posttherapeutische patient-reported Outcome-Daten (z. B. zu Inkontinenz) zur Einschätzung der Ergebnisqualität vor. Die Auswertung der SOPs erfolgte inhaltsanalytisch nach Kuckartz, theoretisch aufbauend auf dem „ERAS“ Konzept (enhanced recovery after surgery). Die induktiv und deduktiv abgeleiteten Kategorien wurden anschließend einem urologischen Expertisepanel vorgelegt, um für die Ergebnisqualität der Prostatektomie relevante Faktoren zu identifizieren. Explorativ wurde dann der Zusammenhang zwischen Vorliegen der zuvor identifizierten Faktoren in den SOPs und den Ergebnisqualitätsdaten der Zentren untersucht.

Ergebnisse Von 100 angeschriebenen Zentren stellten 19 insgesamt 31 SOPs bereit. Aus diesen Zentren lagen Informationen zur Ergebnisqualität (patient-reported Outcomes) von 6.258 Patienten vor. Nach Durchsicht des Expertisepanels wurden 18 „Kernelemente“ in den drei Überkategorien „prä-“, „peri-“ und „postoperativ“ identifiziert, wovon 13 Faktoren aus dem ERAS-Katalog übernommen wurden und fünf Faktoren als für die Prostatektomie spezifisch herausgearbeitet wurden.

Schlussfolgerung Unsere Untersuchungen zeigen, dass sich SOPs wissenschaftlich nutzen lassen, um Struktur- und Ergebnisqualität – und deren Zusammenspiel – in der stationären Versorgung von Patient*innen besser zu verstehen und evtl. strukturelle Versorgungslücken aufzudecken. Derzeit gibt es noch keine strukturierte Herangehensweise an die Analyse von SOPs. Dieser Beitrag kann erste Wege aufzeigen, wie SOPs analysiert werden können und aus solchen Analysen dann auch Vorschläge zur Verbesserung abgeleitet werden, damit die Patient*innenversorgung nachhaltig davon profitiert. Für das Prostatakarzinom werden die Ergebnisse dieser Analyse transparent an die Zentren widergespiegelt und – aufbauend auf diesen ersten Analysen – ist nun die Erarbeitung von „SOP-Templates“ klinikübergreifend wünschenswert.



Publication History

Article published online:
22 August 2022

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