Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 749
DOI: 10.1055/s-0042-1753676
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Prävention und Gesundheitsförderung

Datenbank Grüne Liste Prävention – Was steckt drin? Systematische Charakterisierung der Programme in der Grünen Liste Prävention

R Brender
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
,
K Bremer
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
,
F Groeger-Roth
2   Niedersächsisches Justizministerium, Landespräventionsrat Niedersachsen, Hannover, Deutschland
,
U Walter
1   Medizinische Hochschule Hannover, Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Hannover, Deutschland
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Einleitung Die Datenbank Grüne Liste Prävention ist seit 2011 eine Initiative des Landespräventionsrates Niedersachsen, die in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover geführt wird. Sie ermöglicht Akteuren aus der Präventionspraxis eine effiziente Suche nach bundesweit verfügbaren, evaluierten Präventionsprogrammen für Kinder, Jugendliche und deren Familien mit Schwerpunkt psychosoziale Gesundheit. Die Programme sind entsprechend ihrer Evaluation in drei Evidenzgrade eingestuft: (1) Effektivität theoretisch gut begründet, (2) Effektivität wahrscheinlich und (3) Effektivität nachgewiesen. Der Beitrag stellt Ergebnisse zur Weiterentwicklung der Verschlagwortung der Programmeinträge vor, um eine passgenauere Auswahl zu ermöglichen.

Methoden In einem iterativen Verfahren wurden induktiv und deduktiv 16 Ober- und 33 Unterkategorien mit 217 Merkmalsausprägungen zur optimierten Verschlagwortung abgeleitet. Die Erfassung der Programme wurde durch eine Person durchgeführt, durch eine zweite kontrolliert und bei Differenzen wurde ein Konsens gebildet. Anschließend wurden die in der Datenbank gelisteten Programme entlang ihrer Verschlagwortung deskriptiv ausgewertet.

Ergebnisse In der Grünen Liste Prävention sind 98 Präventionsprogramme gelistet (Stand März 2022). 30 Programme haben einen Evidenzgrad Stufe 1, 36 Programme Stufe 2 und 30 Programme Stufe 3. Bei einem Programm steht die Bewertung der Effektivität noch aus, ein weiteres steht auf der Schwelle zur Aufnahme in die Datenbank. Es werden überwiegend Programme aus den Handlungsfeldern Sucht (n = 44) und Gewalt inkl. Mobbing (n = 62) gelistet. Charakteristisch für die Datenbank sind vor allem Programme im Sozial- und Lebenskompetenzbereich (n = 57), während zu den Themen Ernährung (n = 3) und Bewegung (n = 2) nur wenige Programme aufgeführt sind. Hauptsächlich sind verhaltenspräventive Programme (n = 91) enthalten, einige weisen einen verhältnispräventiven Anteil (n = 7) auf. Meist zielen die Programme auf die Settings Familie (n = 40), Kindertagesstätte (n = 23) und Schule (n = 60) ab. Am häufigsten sind Eltern (n = 46), Lehrende (n = 51) und/oder Erzieherinnen und Erzieher (n = 19) die zentralen Einflusspersonen. Als Anforderungen an Ressourcen werden besonders oft personelle (n = 94), räumliche (n = 89) und finanzielle (n = 80) Anforderungen genannt.

Schlussfolgerung Die Grüne Liste Prävention umfasst vor allem evidenzbasierte Präventionsprogramme zur Förderung der psychosozialen Gesundheit. Die neu entwickelte Verschlagwortung führt zu einer Differenzierung und kann die Auffindbarkeit spezifischer Programme verbessern. Die Datenbank bietet das Potenzial, künftig mehr Programme zu den Themen Ernährung, Bewegung sowie zur Verhältnisprävention mit aufzunehmen, um das gesamte Spektrum von präventiven Programmen für Kinder, Jugendliche und deren Familien abzubilden. Zudem besteht die Möglichkeit weitere Zielgruppen in die Datenbank aufzunehmen.



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Article published online:
22 August 2022

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