Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 726
DOI: 10.1055/s-0042-1753622
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Kinder- und Jugendgesundheit

Einflussfaktoren der Implementierung eines Child Life Specialist-Programms in der pädiatrischen Versorgung eines Münchener Universitätsklinikums – eine qualitative Interviewstudie im Rahmen der Prozessevaluation

J Hummel
1   Klinikum der Universität München, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
2   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), München, Deutschland
3   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
,
V Voigt-Blaurock
1   Klinikum der Universität München, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
,
M Coenen
2   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), München, Deutschland
3   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
,
C Klein
1   Klinikum der Universität München, Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital, München, Deutschland
,
E Rehfuess
2   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), München, Deutschland
3   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
,
V Zu Rhein
2   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), München, Deutschland
3   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
,
C Jung-Sievers
2   Ludwig-Maximilians-Universität München, Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung, Institut für Medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie (IBE), München, Deutschland
3   Pettenkofer School of Public Health, München, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Child Life Specialists (CLS) sind auf den Bereich der Kindesentwicklung spezialisierte psychosoziale Fachkräfte, die die etablierte medizinische, pflegerische und psychologische Versorgung im Kinderkrankenhaus ergänzen. Am Dr. von Haunerschen Kinderspital in München wird erstmalig im deutschen Gesundheitssystem ein CLS-Programm etabliert und wissenschaftlich evaluiert. Ziel der qualitativen Interviewstudie im Rahmen der Prozessevaluation ist es, Einflussfaktoren der Implementierung des CLS-Programms in einem deutschen Kinderkrankenhaus der Maximalversorgung zu explorieren.

Methoden Im Rahmen von 13 Einzelinterviews mit Patient*innen, Eltern, CLS und weiteren Klinikmitarbeitenden aus dem Dr. von Haunerschen Kinderspital wurden basierend auf semistrukturierten Interviewleitfäden Einflussfaktoren für die Implementierung des Programms exploriert. Die Interviews wurden in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring mit der Software MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse Als Einflussfaktoren wurden eine klare Definition des CLS-Berufes und assoziierter Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten sowie die Vermittlung dieses Wissens an beteiligte Klinikmitarbeitende, Patient*innen und Eltern identifiziert. Des Weiteren wurden die Integration von CLS-Tätigkeiten in etablierte Strukturen und Prozesse in der Klinik, die Bereitstellung ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen, eine positive Kommunikation und Zusammenarbeit innerhalb und außerhalb des CLS-Teams sowie eine strukturierte Ausbildung für angehende CLS als weitere Einflussfaktoren ermittelt. Als primäre Herausforderung der Implementierung des CLS-Programms wurde die Adaptierung des originär aus den USA stammenden Konzeptes an die Gegebenheiten im deutschen Versorgungssystem erachtet. Für Patient*innen und Eltern gestaltete sich die Einordnung des CLS-Berufs und zugehöriger Aufgaben als schwierig, auch aufgrund eingeschränkter Präsenz in Klinikabläufen. Als einen Erfolgsfaktor nahmen die Teilnehmenden die Positionierung der CLS an der Schnittstelle zwischen medizinischer und psychologischer Versorgung als eine von Klinikstrukturen unabhängige und flexibel agierende Einheit wahr. Insbesondere Patient*innen und Eltern schätzten das individualisierte und bedarfsorientierte Vorgehen in der Versorgung und die den CLS zur Verfügung stehende Zeit.

Schlussfolgerung Die Implementierung des neuen CLS-Versorgungsansatzes in einem etablierten Kliniksystem ist eine besondere Herausforderung. Die Ergebnisse der Prozessevaluation zur Implementierung des CLS-Ansatzes liefern Hinweise für Adaptation, Aufbau und Implementierung von CLS-Programmen auch in anderen deutschen Kinderkliniken.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
22. August 2022

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