Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 704-705
DOI: 10.1055/s-0042-1753570
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Digitalisierung und soziale Gesundheit

Perspektiven von Behander:innen aus verschiedenen Fachgruppen auf Online-Interventionen zur Unterstützung von Menschen mit psychischen Erkrankungen

EC Weitzel
,
M Löbner
,
M Schwenke
,
SG Riedel-Heller
 

Einleitung Für eine Vielzahl an psychischen Indikationen wurden wirksame Online-Interventionen entwickelt, die herkömmliche Behandlungsangebote sinnvoll ergänzen können. Bisher finden sie selten Anwendung in der Versorgungspraxis. Ziel dieser Untersuchung ist, die Behandler:innenperspektive auf den Einsatz von Online-Interventionen in verschiedenen Versorgungskontexten zu beleuchten.

Methoden N = 425 Behandler:innen (N = 107 Hausärzt:innen, N = 102 Psychotherapeut:innen, N = 114 niedergelassene Fachärzt:innen, N = 102 Klinikärzt:innen bzw. -teams) wurden für eine quantitative schriftliche Befragung rekrutiert. Erhoben wurden Erfahrungen mit dem Einsatz von Online-Interventionen, der Kenntnisstand sowie Einstellungen zur Anwendung digitaler Angebote in der Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen (Vorteile, Barrieren).

Ergebnisse Chancen wurden vornehmlich in der Möglichkeit gesehen, Patient:innen mit einer Online-Intervention zusätzlich zur Behandlung etwas an die Hand geben zu können (66%, N = 279). 29% (N = 121) der Befragten gaben Erfahrungen mit dem Einsatz einer Online-Intervention an. Von diesen wurde der Aufwand überwiegend als eher niedrig (64%, N = 77) und der Einsatz als hilfreich (72%, N = 87) bewertet. Eingesetzt wurden sie v.a. als ergänzende Selbsthilfe (67%, N = 81) sowie integriert in die Behandlung (44%, N = 53). Diejenigen, die bisher keine Online-Intervention angewandt hatten, gaben als Barrieren v.a. ungenügendes Wissen zu Online-Programmen (76%, N = 228) und fehlendes Informationsmaterial zum Mitgeben (44%, N = 131) an.

Schlussfolgerung Auch wenn bereits erste positive Erfahrungen vorliegen, werden Online-Interventionen von dem Großteil der befragten Behandler:innen nicht genutzt. Geringe Kenntnisse und fehlende Informationsmaterialien verdeutlichen die Notwendigkeit einer ansprechenden Informationsvermittlung, damit die Potentiale wirksamer Online-Interventionen einer verbesserten Versorgung psychisch kranker Menschen zugutekommen.

Thema: Gesundheitssoziologie und Medizinische Soziologie



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Article published online:
22 August 2022

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