Geburtshilfe Frauenheilkd 2022; 82(06): S45
DOI: 10.1055/s-0042-1750229
Abstracts | OEGGG

PD-L1 als potentielles Therapieziel für eine Subgruppe muzinöser Ovarialkarzinome mit hypermutiertem Genotyp

T Bartl
1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
,
A Alberts
1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
,
A Wolf
1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
,
G Hofstetter
2   Klinisches Institut für Pathologie, Medizinische Universität Wien
,
L Müllauer
2   Klinisches Institut für Pathologie, Medizinische Universität Wien
,
C Grimm
1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
,
D Castillo-Tong Cacsire
1   Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und gynäkologische Onkologie, Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Medizinische Universität Wien
› Author Affiliations
 

Einleitung Muzinöse Ovarialkarzinome stellen einen seltenen, molekularpathologisch distinkten Subtyp epithelialer Ovarialkarzinome dar, der durch niedrige Ansprechraten auf platinhaltige Kombinationstherapien und kürzere Gesamtüberlebensraten gekennzeichnet ist. Erste explorative Studien weisen auf ein mögliches Vorliegen einer kleinen Subgruppe an mEOC mit höherer Mutationslast hin, die für die Definition neuer, zielgerichteter Therapieansätze von hoher klinischer Relevanz sein könnte.

Material und Methode Alle konsekutiven Patientinnen, die in den Jahren 2001- 2020 an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde aufgrund eines mEOC primär operiert wurden, und für die formalinfixiertes Tumorgewebe verfügbar ist (n=36), wurden eingeschlossen. Alle mEOC-Diagnosen wurden von zwei unabhängigen PathologInnen validiert. Die Expression von PD-L1 sowie tumorinfiltrierende Leukozyten (TILs) respektive dem Combined Positive Score (CPS), wurden mittels Immunhistochemie an Whole Tissue Sections bestimmt und mit klinikopathologischen Parametern sowie weiterführenden molekularpathologischen Befunden, sofern verfügbar (n=12), abgeglichen. Um den derzeitigen Forschungsstand zur PD-L1 Expression muzinöser Ovarialkarzinome abzubilden, wurde ein Systematic Review entsprechend STROBE-Guidelines durchgeführt.

Ergebnisse Insgesamt weisen 25,7% (n=9/35) der mEOC-Samples einen CPS>1 sowie 8,6% (n=3/35) einen CPS>10 auf, wobei ein höherer CPS mit fortgeschrittenen Tumorstadien und der Expression von tumorinfiltrierenden CD45+ (r=0,51, p=0,004) und stromaständigen CD68+ [0,53, p=0,002] Zellen korreliert, nicht jedoch mit CD3+, CD8+, CD20+ und FoxP3. Alle mEOC mit einem CPS>10 weisen ein infiltratives Wachstumsmuster auf, während expansile Wachstumsmuster mit Tumorstadien <FIGO IIB assoziiert sind (p=0,004). Alle molekularpathologisch analysierten mEOC (n=12) sind KRAS-mutiert und MMR profizient; alle mEOC mit einem CPS>10 (n=3) weisen signifikant mehr genetischer Aberrationen auf als mit niedrigem CPS (n=9).

In den Systematic Review konnten 5 Studien mit insgesamt 123 Patientinnen eingeschlossen werden (größtes Sample n=49). Diese bestätigen die Beobachtung einer mEOC-Subgruppe mit hohen PD-L1- Expressionsraten.

Zusammenfassung Eine Subgruppe von mEOC mit hohem CPS und charakteristischem TIL-Expressionsmuster ist mit einer erhöhten Anzahl genetischer Aberrationen assoziiert und könnte einem zuvor postulierten hypermutierten Genotyp entsprechen. Nach Validierung könnte eine solche Subgruppe für einen Therapieversuch mit Checkpointinhibitoren in Frage kommen.



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Article published online:
10 June 2022

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