Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e134
DOI: 10.1055/s-0040-1717960
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin III

Zu viel Fruchtwasser? – Outcome von 72 Feten mit pränatal diagnostiziertem Polyhydramnion

A Polasik
1   Unifrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
T.W.P Friedl
1   Unifrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
K Lato
1   Unifrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
K Ernst
1   Unifrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
W Paulus
1   Unifrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
W Janni
1   Unifrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
,
U Friebe-Hoffmann
1   Unifrauenklinik Ulm, Ulm, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einführung Mit einer Inzidenz von 0,2-1,6% ist das Polyhydramnion, abhängig von seiner Ursache, häufig mit einem adversen fetalen Outcome assoziiert.

Patienten/Methoden 72 Patientinnen mit Einlingsgravidität und diagnostiziertem Polyhydramnion, die sich vom 01.01.2008-31.12.2017 in der 18+0 bis 22+6 Schwangerschaftswoche am Perinatalzentrum der Universitätsfrauenklinik Ulm vorstellten, wurden einer retrospektiven Single-Center-Analyse bezüglich fetaler Fehlbildungsraten, Schwangerschaftsverlauf sowie perinatalem Outcome unterzogen.

Ergebnisse Ein isoliertes Polyhydramnion lag bei 28 (38,9%) Feten vor, während 44 (61,1%) Kinder zusätzliche strukturelle und/oder chromosomale Auffälligkeiten aufwiesen. Diese verteilten sich wie folgt: 16 (22,2%) kardiovaskulär, 14 (19,4%) gastrointestinal, 11 (15,3%) muskuloskeletal, 9 (12,5%) zerebro-spinal, 5 (6,9%) urogenital, 1 (1,4%) thorakal, 7 (9,7%) chromosomal und 12 (16,7%) andere. Bei 19 Feten wurden mindestens zwei Auffälligkeiten festgestellt. In 14 (19,4%) Fällen bestand das Polyhydramnion im Rahmen einer mütterlichen diabetogenen Stoffwechsellage; in einem Fall konnte eine frische CMV-Infektion als Ursache nachgewiesen werden.

12 (16,7%) Schwangerschaften endeten aufgrund einer Abruptio oder eines IUFT vorzeitig, wovon alle Feten zusätzliche Fehlbildungen/Auffälligkeiten aufwiesen. Daraus resultierend ergab sich eine für Feten mit assoziierten Anomalien insgesamt niedrigere Lebendgeburtenrate im Vergleich zu Feten mit isoliertem Polyhydramnion (72,7% vs. 100,0%, p = 0,002). Bei nur einem Kind mit Polyhydramnion konnte eine strukturelle Anomalie erst postpartal nachgewiesen werden (Epidermiolysis bullosa junctionalis mit Integrin α6β4-Defizienz und Pylorusatresie).

Schlussfolgerungen Bei Diagnose eines Polyhydramnions sollte ein intensives Organscreening erfolgen und bei assoziierten Fehlbildungen eine invasive Diagnostik angeboten werden. Bei sonographisch isoliertem Polyhydramnion ist die zeitnahe Durchführung eines OGTT sowie einer TORCH-Serologie zu empfehlen. Serielle Punktionen können hier zu einer deutlichen Verlängerung der Schwangerschaftsdauer führen.



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Article published online:
07 October 2020

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