Psychother Psychosom Med Psychol 2018; 68(08): e61
DOI: 10.1055/s-0038-1668040
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Zusatzerhebungen bei der Schuleingangsuntersuchung: Werden auch schwer erreichbare Familien rekrutiert?

S Wahl
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
K Kreffter
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
N Dragano
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
,
S Weyers
1   Universitätsklinikum Düsseldorf, Heinrich-Heine-Universität, Institut für Medizinische Soziologie, Düsseldorf, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
06 August 2018 (online)

 

Einleitung:

Durch den verpflichtenden Charakter schließt die Schuleingangsuntersuchung (SEU) auch schwer erreichbare Familien ein, z.B. solche mit geringer Bildung, mit Migrationshintergrund oder Einelternfamilien. Immer häufiger nutzen Forscher die SEU, um zusätzliche Daten für die gesundheitswissenschaftliche Forschung zu erheben. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern schwer erreichbare Familien auch an solchen Studien teilnehmen.

Material & Methoden:

Dies wurde anhand einer Studie zur Nutzung kommunaler Präventionsangebote untersucht. Die Eltern erhielten mit der Einladung zur SEU einen standardisierten Fragebogen, eine Studieninformation und Einwilligungserklärung. Zusätzlich motivierte Studienpersonal im Gesundheitsamt die Eltern zur Teilnahme. Teilnahmeverweigerer wurden gebeten, einen Kurzfragebogen zur Soziodemografie auszufüllen.

Schwer erreichbare Familien wurden wie folgt operationalisiert: Bildung wurde gemäß den Demografischen Standards erhoben und nach CASMIN pro Elternteil klassifiziert. Der Familie wurde der höchste Bildungsstatus der Eltern zugewiesen. Niedrige Bildung wurde bei CASMIN-Klassifikation 1a-1c zugewiesen. Migrationshintergrund wurde angenommen, wenn mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren wurde. Beides wurde bei Teilnehmern mittels Fragebogen und bei Nichtteilnehmern mittels Kurzfragebogen erfasst. Einelternfamilie wurde angenommen, wenn das Kind nur beim Vater oder nur bei der Mutter lebte (SEU- und Kurzfragebogendaten).

Die Analysen basieren auf der Einschulungskohorte 2017 einer Kommune (N = 5.163). Mittels Pearson Chi Quadrat Test und logistischer Regression wurde überprüft, ob sich die Teilnahme und Nichtteilnahme bei schwer erreichbaren Familien gemäß der o.g. Indikatoren unterschied.

Ergebnisse:

Bei 3.224 Eltern war eine Zusammenführung der Daten vom Fragebogen und der SEU möglich. 346 Eltern füllten den Kurzfragebogen für Nichtteilnehmer aus.

Familien mit niedriger Bildung gehörten häufiger zu den Teilnehmern als zu den Nichtteilnehmern (11,2 vs. 8,8% (Odds Ratio (OR) 1,3; 95% Konfidenzintervall (KI) 0,9 – 1,9), ebenso Familien mit Migrationshintergrund (53,1 vs. 46,1%; (OR 1,3; 95% KI 1,0 – 1,7). Bei Einelternfamilien war die Teilnahme weniger wahrscheinlich (14,9 vs. 17,7%; OR 0,8; 95% KI 0,6 – 1,1).

Diskussion/Schlussfolgerung:

Familien mit niedriger Bildung und Einelternfamilien waren gleichermaßen unter Studienteilnehmern und Nichtteilnehmern zu finden. Familien mit Migrationshintergrund waren bei den Teilnehmern überrepräsentiert. Diese Ergebnisse zeigen, dass schwer erreichbare Familien an zusätzlichen Datenerhebungen im Rahmen der SEU teilnehmen.