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DOI: 10.1055/s-0038-1667639
Schlafprobleme und Schlafmittelgebrauch bei Überschuldung: Erkenntnisse einer Querschnittsstudie in NRW (ArSemü)
Publication History
Publication Date:
03 September 2018 (online)
Hintergrund:
Die Zahl überschuldeter Privatpersonen nimmt in westlichen Industrieländern stetig zu. In Deutschland wird die Zahl der Betroffenen auf 6,9 Millionen BürgerInnen geschätzt. Studien zeigen erhöhte Krankheitsprävalenzen in dieser Bevölkerungsgruppe, die schwerwiegende Zahlungsschwierigkeiten bis hin zur Zahlungsunfähigkeit aufweist. Über Schlafstörungen bei Überschuldung liegen jedoch bisher keine wissenschaftlichen Untersuchungen vor.
Methoden:
Eine schriftliche Befragung Überschuldeter in 70 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen (n = 699) und die erste Erhebungswelle der repräsentativen Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1, n = 7.987) wurden verknüpft. Prävalenzschätzungen und multiple logistische Regressionsanalysen von Einschlaf- und Durchschlafproblemen sowie Schlafmittelgebrauch der letzten vier Wochen wurden für insgesamt 7.985 Teilnehmende mit vollständigen Schlafangaben durchgeführt.
Ergebnisse:
Gegenüber der Gesamtbevölkerung wiesen Überschuldete eine höhere Prävalenz von Schlafproblemen und Schlafmittelgebrauch auf. Unter Berücksichtigung sozioökonomischer und gesundheitsbezogener Faktoren (Geschlecht, Alter, Bildung, Familienstand, Erwerbsstatus, subjektive Gesundheit und psychische Erkrankung) erhöhte Überschuldung das Risiko von Einschlafproblemen (aOR 1,7 95%-KI 1,4 – 2,1), Durchschlafproblemen (aOR 1,4 95%-KI 1,1 – 1,7) und Schlafmittelgebrauch (aOR 3,6 95%-KI 2,7 – 4,8).
Schlussfolgerungen:
Überschuldung steht in Zusammenhang mit einer erhöhten Prävalenz und Risiko von Schlafproblemen und Schlafmittelgebrauch. Ärzte sollten die Bedeutung der Überschuldungssituation in der Sozialanamnese kennen und ggf. den Patienten an die anerkannten Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen verweisen.