Gesundheitswesen 2018; 80(04): 398
DOI: 10.1055/s-0038-1639245
POSTERPRÄSENTATION
GBE und Prävention, Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Aufsuchendes Beratungsangebot für geflüchtete Frauen in Flüchtlingsunterkünften

U Pasch
1   Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Gewaltopfer, Düsseldorf, Germany
,
E Sander
1   Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Gewaltopfer, Düsseldorf, Germany
,
G Zurek
1   Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Gewaltopfer, Düsseldorf, Germany
,
A Pantel
1   Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Gewaltopfer, Düsseldorf, Germany
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Publication History

Publication Date:
11 April 2018 (online)

 

Hintergrund:

Geflüchtete Frauen sind mit dem deutschen Gesundheitssystem nicht oder nur wenig vertraut. Die Beratungserfahrung zeigt, dass das Wissen von Frauen in Bezug auf ihren Körper, Sexualität, Verhütung und Schwangerschaft unzureichend oder gar nicht vorhanden ist. Der Zugang ins Beratungssystem ist vor dem Hintergrund von Informationsmangel, Schwellenängsten und Sprachproblemen erschwert. Deshalb ist es sinnvoll, sie an ihrem Aufenthaltsort aufzusuchen, um sie über Beratungs- und Hilfsangebote zu informieren.

Zielsetzung:

Die Schwangerenberatung des Gesundheitsamts Düsseldorf hat das Pilotprojekt als aufsuchendes Angebot in Flüchtlingsunterkünften initiiert, um niederschwellig Informationen zu den Themen Empfängnisverhütung, Schwangerschaft und Geburt sowie diesbezüglichen Beratungsangeboten zu vermitteln.

Gleichzeitig soll den geflüchteten Frauen ein Erfahrungsaustausch untereinander ermöglicht werden.

Inhalte:

  • Informationen über körperliche Vorgänge im Zusammenhang mit Sexualität, Schwangerschaft und Geburt in Düsseldorf

  • Informationen über gesetzliche Hilfen und Hilfsfonds

  • Informationsvermittlung und sachgerechte Anwendung von Verhütungsmitteln und der „Pille danach“

  • Informationen zum Thema Schwangerschaftsabbruch.

Methode:

Die Durchführung des Pilotprojekts umfasst:

  • Angebot vor Ort in den Unterkünften einmal wöchentlich für ca. zwei Stunden: Eine Gynäkologin im wöchentlichen Wechsel mit einer Sozialpädagogin, begleitet jeweils durch eine Sprach- und Kulturmittlerin

  • Aufsuchende Kontaktaufnahme in einem „geschützten Rahmen“ ohne männliche Begleitung

  • Vorstellen der Beratungsstelle mit ihren Angeboten

  • Anschauungsmaterial zeigen und erklären, beispielsweise mithilfe des „Verhütungskoffers“ und Modellen der weiblichen Anatomie

  • Aushändigen von Infomaterial.

Die Beratungserfahrung zeigt, dass der Zugang zu den Frauen wesentlich erleichtert wird, wenn eine Frau aus dem jeweiligen Kulturkreis anwesend ist und deren Sprache spricht.

Fazit:

Das Angebot stellt eine sinnvolle Ergänzung der bereits bestehenden psychosozialen Angebote für Flüchtlinge dar. Das Wissensspektrum der Teilnehmerinnen über das deutsche Gesundheitssystem, den eigenen Körper sowie unterschiedliche Verhütungsmethoden konnte erheblich erweitert werden. Voraussetzung ist, dass das Angebot unter Ausschluss von Männern stattfindet und somit die Sprach- und Kulturmittlung auch zwingend durch eine Frau erfolgen muss.

Bei den bisher durchgeführten Veranstaltungen zeigte sich, dass sich eine geringe Teilnehmerinnenzahl positiv auswirkt. Den Frauen wurde dadurch das Ansprechen von sehr persönlichen, intimen und schambesetzten Themen ermöglicht.

Durch das unterschiedliche Alter der Frauen ergab sich ein vielfältiges Themenspektrum. Darüber hinaus spielt der Erfahrungsaustausch untereinander mit unterschiedlichen, kulturell bedingten Herangehensweisen an Sexualität und Partnerschaft eine wichtige Rolle. Bewährt hat sich dabei der informelle Rahmen der Veranstaltung.