Diabetologie und Stoffwechsel 2017; 12(S 01): S1-S84
DOI: 10.1055/s-0037-1601773
Poster: *Poster + Kurzpräsentation
Komplikationen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erwartungen und Ängste vor Folgeerkrankungen bei Patienten mit Diabetes mellitus

F Arend
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
,
UA Müller
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
,
C Kloos
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
,
N Müller
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
,
N Kuniss
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Jena, Germany
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
05 May 2017 (online)

 

Hintergrund:

Der Qualitätsbericht des DMP-Nordrhein veröffentlicht jährlich die Häufigkeit von diabetesassoziierten Folgeerkrankungen aller Menschen mit Typ 1 (DM 1, Qualitätsbericht 2006, nach 8 – 20 Jahren Diabetesdauer: Neuropathie 17,5%; Nephropathie 7,7%; Retinopathie 12,8%) bzw. Typ 2 Diabetes (DM 2, Qualitätsbericht 2009, nach 7 – 10 Jahren Diabetesdauer: Neuropathie 20,7%; Nephropathie 9,7%; Retinopathie 10,9%). In den derzeitigen Schulungsprogrammen werden diese Prävalenzen jedoch nicht kommuniziert. Das Ziel dieser Untersuchung war es zu analysieren, welche Erwartungen und Ängste Menschen mit DM 1 und DM 2 vor diabetesassoziierten Folgeerkrankungen haben.

Methodik:

In einer Hochschulambulanz für Stoffwechselerkrankungen wurden 110 Patienten mit DM 1 [Alter 57,0J, Diabetesdauer 24,4J, HbA1c 7,3%] und 392 mit DM 2 [Alter 68,2J, Diabetesdauer 16,5J, HbA1c 7,1%] mittels (1) eines selbstentwickelten Fragebogens zur Häufigkeit von Folgeerkrankungen und (2) des „Fear of Diabetes Complications Questionnaire“ (FDCQ) zur Erfassung von Ängsten vor Folgeerkrankungen (0 – 45 Punkte, Cut-off 30 Punkte) befragt. Je höher der FDCQ-Score, desto stärker ist die Angst ausgeprägt.

Ergebnisse:

Die Häufigkeit von Folgeerkrankungen nach 10 Jahren Krankheitsdauer wurde auf 50,3% (DM 1 44,7%, DM 2 51,9%) und das persönliche Risiko, eine Folgeerkrankung zu erleiden, auf 51,4% (DM 1 52,5%, DM 2 51,1%) geschätzt. Der FDCQ-Fragebogen ermittelte einen mittleren Score von 25,3 ± 10,6 Punkten (DM 1 25,0 ± 10,5, DM 2 25,4 ± 10,6). 36,1% der Befragten (DM 1 34,5%, DM 2 36,5%) erreichten einen FDCQ-Score von ≥30 Punkten.

Schlussfolgerung:

Etwa 1/3 der Befragten weisen Anzeichen einer klinisch relevanten Angstausprägung auf (FDCQ-Score ≥30). Die Häufigkeiten diabetesassoziierter Folgeerkrankungen wurde massiv überschätzt. Patientenerwartung und Ängste bezüglich Folgeerkrankungen decken sich nicht mit der klinischen Realität. Patienten müssen über Krankheitsrisiken und persönliches Risiko geeignet informiert werden, um überzogene Ängste zu vermeiden.