Geburtshilfe Frauenheilkd 2017; 77(04): 406-429
DOI: 10.1055/s-0037-1601519
Abstracts
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Notdienstkonsultationen in der Geburtsmedizin – gibt es entscheidende oder beeinflussbare Faktoren?

K Schramm
1   UFK Heidelberg
,
J Hoffmann
2   UFK Leipzig
,
S Eismann
1   UFK Heidelberg
,
N Rippinger
1   UFK Heidelberg
,
H Stepan
2   UFK Leipzig
,
C Sohn
1   UFK Heidelberg
,
S Schott
1   UFK Heidelberg
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
06 April 2017 (online)

 

Fragestellung:

Biographische Prägungen, hormonelle Einflüsse, die aktuelle Lebenssituation, sowie intra- und interindividuelle Coping-Strategien beeinflussen die Wahrnehmung der körperlichen Veränderungen einer Schwangerschaft und können zu Verunsicherungen und Belastungen führen. Gerade bei diffuser, jedoch möglicherweise physiologischer Symptomatik ist es oft schwierig, von einer notdienstlichen Überkonsultation durch Schwangere zu sprechen. Für Frauen kann es durchaus problematisch sein, Pathologien klar abzugrenzen und die teilweise physiologischen Veränderungen des Körpers korrekt zu deuten. Vor allem im nicht-europäischen Ausland gibt es Bestrebungen, telemedizinische Gerätschaften zur fetale Überwachung in die ambulante Versorgung von Schwangeren zu integrieren. Einstellungen von Schwangeren hierzu sowie mögliche emotionale und psychische Zustände, die den Gebrauch beeinflussen könnten, sind bisher nicht erfasst.

Methodik:

Die prospektive, bizentrische Studie richtet sich an Schwangere, die in der Universitätsfrauenklinik Heidelberg und Leipzig vorstellig werden. Die Erhebung erfolgt mittels validierter Fragebögen und eigens konstruierter Fragen.

Ergebnisse:

Die Datenerhebung erfolgt aktuell fortlaufend. Eine erste Analyse zeigt, dass bei n = 91 Teilnehmerinnen ein erhöhtes Angstniveau, Depression und reduziertes Wohlbefinden mit einer erhöhten Bereitschaft zur Notdienstkonsultation einhergehen. Frauen, die den Notdienst aufsuchen, können sich den Gebrauch von Telemedizin zwar nicht konkret vorstellen, sind diesem jedoch auch nicht abgeneigt. Gleichzeitig spricht mehr als die Hälfte der notdienstkonsultierenden Schwangeren der Telemedizin das Potential zu, die Bereitschaft zur Notdienstkonsultation bei sich selbst zu senken.

Schlussfolgerung:

Psychosomatische Belastungsfaktoren sind ein Hauptfaktor für ungeplante ambulante Konsultationen. Die Aufklärung der Schwangeren und eine Vermittlung gezielter Interventionen können zum besseren Krankheitsverständnis beitragen. Die Telemedizin wäre ein denkbarer Ansatz für die zukünftige Optimierung der ambulanten Versorgung in der Geburtsmedizin.