Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P543
DOI: 10.1055/s-0036-1593220

Neonatales und maternales Kurzzeitoutcome nach vaginal operativen Entbindungen im Vergleich zu sekundären Sectiones

M Polkowski 1, C Schippert 1, S Kundu 1, E Kuehnle 1, P Hillemanns 1, I Staboulidou 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Frauenklinik, Hannover, Deutschland

Zielsetzung: Vakuum- und Zangenentbindungen werden oftmals von Elternpaaren im Glauben abgelehnt, eine sekundäre Sectio sei insgesamt sicherer. Ziel dieser Studie war es, das neonatale und maternale Kurzzeitoutcome nach vaginal operativen Entbindungen im Vergleich zu sekundären Sectiones zu evaluieren.

Methodik: Retrospektive Analyse von Einlingsschwangerschaften von 2004 – 2014, die entweder vaginal operativ oder per sekundärer Sectio entbunden wurden. Durchführung einer Subanalyse der Outcomeparameter von Vakuum- und Forcepsentbindungen. Kurzzeitoutcomeparameter neonatal: 5' APGAR< 7, arterieller pH-Wert < 7,20, Notwendigkeit der Maskenbeatmung, Intubation, Reanimation, Verlegung auf Kinderintensivstation. In der Subanalyse kindliche Geburtsverletzungen. Maternale Kurzzeitoutcomeparameter: Blutverlust, Rate an postpartaler Anämie, Wundheilungsstörung, Fieber postpartum > 38 °, Rate an Hysterektomien oder Laparotomien. In der Subanalyse Geburtsverletzungen, Episiotomierate.

Statistik: Deskriptiv, T-Test, lineare Regressionsanalyse.

Ergebnisse: Analyse von 1971/2571 Entbindungen. 1429 sekundäre Sectiones, 149 Forceps-, 393 Vakuum-, darunter 153 Kiwi-Vakuum- und 240 Vakuumentbindungen mit klassischer Saugglocke. Hauptindikation: pathologisches CTG, Geburtsstillstand und maternale Erschöpfung. Vaginal-operativ versus Sectio: neonatal: höhere Rate an pH< 7,20 bei Sectio, jedoch 5' APGAR keine Divergenz. Bei ITN höhere Interventionsrate. Maternal: geringere Rate an Anämie < 8 g/dl und geringerer Blutverlust bei Sectio. Forceps versus Vakuum: neonatal: höhere Rate an Kephalhämatom bei Vakuum. Forceps: maternale Geburtsverletzungen geringer, aber Episiotomierate höher. Kiwi-VE versus klassisch-VE: maternal: geringere Rate an Episiotomie, Blutverlust, Anämie.

Schlussfolgerung: Hinsichtlich der untersuchten Outcomeparameter zeigten sich im wesentlichen keine Unterschiede zwischen den vaginal operativen Entbindungsformen und der sekundären Sectio, so dass, wenn der geburtshilfliche Befund es erlaubt, eine vaginal operative Entbindung weiterhin angeboten werden kann. Bei der Gruppe der Vakuumextraktion lieβ sich ein besseres maternales Outcome für die Kiwi-Vakuumextraktion nachweisen.