Geburtshilfe Frauenheilkd 2016; 76 - P146
DOI: 10.1055/s-0036-1592737

Granulozytäre MDSC akkumulieren in der Plazenta und werden durch Interaktion mit Tropoblast-Zellen aktiviert

N Köstlin 1, K Hofstädter 1, AL Ostermeir 1, B Spring 1, A Leiber 1, S Haen 2, H Abele 3, P Bauer 4, J Pollheimer 5, D Hartl 6, CF Poets 1, C Gille 1
  • 1Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung Neonatologie, Tübingen, Deutschland
  • 2Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Pathologie, Tübingen, Deutschland
  • 3Universitätsklinikum Tübingen, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Tübingen, Deutschland
  • 4Universitätsklinikum Tübingen, Institut für Medizinische Genetik und Angewandte Genomics, Tübingen, Deutschland
  • 5Universität Wien, Abteilung für Geburtshilfe und Feto-Maternale Medizin, Wien, Österreich
  • 6Universitätsklinikum Tübingen, Abteilung für Allgemeine Pädiatrie, Onkologie und Infektiologie, Tübingen, Deutschland

Hintergrund: Wiederholte Spontanaborte sind eine wichtige Ursache für ungewollte Kinderlosigkeit. Immunologische Faktoren scheinen pathogenetisch eine wichtige Rolle zu spielen. Myeloide Suppressorzellen (MDSC) sind Zellen mit suppressiver Wirkung auf andere Immunzellen und kommen im Nabelschnurblut und im Blut Schwangerer vermehrt vor. Welche Rolle MDSC in der Plazenta, der unmittelbaren Grenzschicht zwischen Mutter und Fetus spielen, ist bisher nicht untersucht.

Methoden: Mononukleäre Zellen wurden aus dem Blut Schwangerer (PBMC), der Plazenta (PlaC) und dem Nabelschnurblut (CBMC) von Mutter-Kind-Paaren isoliert und durchflusszytometrisch analysiert. MDSC wurden mittels MACS angereichert und zu OKT3/IL-2-stimulierten PBMC gegeben. Nach 4 Tagen wurde die T-Zell-Proliferation durchflusszytometrisch ermittelt (CFSE-Proliferationsassay). PBMC nicht-schwangerer Erwachsener wurden mit der Trophoblast-Zelllinie JEG-3 kultiviert. Nach 6 Tagen wurden MDSC angereichert und die suppressive Aktivität im CFSE-Proliferationsassay bestimmt.

Ergebnisse: Der Anteil an MDSC war in PlaC doppelt so hoch wie in PBMC und CBMC. Genetische Analysen zeigten dass die Plazenta-MDSC mütterlichen Ursprungs waren. Bei Patientinnen mit Spontanaborten war die Akkumualtion von MDSC gestört. Die suppressive Aktivität von Plazenta-MDSC war signifikant höher als die der MDSC aus der Peripherie. Eine Ko-Kultur von PBMC mit JEG-3-Zellen führte zu einer Induktion von MDSC. Dieser Effekt konnte durch die Blockade des Chemokinrezeptors CXCR4 teilweise aufgehoben werden.

Zusammenfassung: MDSC akkumulieren in der Plazenta und sind bei Patientinnen mit Aborten vermindert. Durch eine Interaktion mit Trophoblast-Zellen kommt es zu einer Aktivierung von MDSC. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass MDSC eine wichtige Rolle für die Aufrechterhaltung der feto-maternalen Toleranz spielen und als mögliches Ziel für eine therapeutische Beeinflussung von Schwangerschaftskomplikationen dienen könnten.