Gesundheitswesen 2016; 78 - A127
DOI: 10.1055/s-0036-1586637

Sexuelles Risikoverhalten und Präventionsmaßnahmen für STI bei Medizinstudierenden. Ergebnisse einer multizentrischen Querschnittstudie in Deutschland und Ungarn

H Riemenschneider 1, K Voigt 1, J Schübel 1, E Balogh 2, A Terebessy 3, Z Füzesi 2, N Faubl 2, J Schelling 4, P Spornraft-Ragaller 1, A Bergmann 1
  • 1Technische Universität Dresden, Dresden
  • 2University of Pécs, Pécs
  • 3Semmelweis University Budapest, Budapest
  • 4Ludwig-Maximilians-Universität München, München

Einleitung/Hintergrund: Seit Mitte der 1990er Jahre werden in Europa sexuell übertragbare Infektionen (STI) zunehmend als globales Gesundheitsproblem thematisiert. Zur Vorbeugung von STI gelten Kondomnutzung und STI-Tests als wichtige Methoden. Das Gesundheitsverhalten von Medizinstudierenden als zukünftige Multiplikatoren ist von besonderem Interesse. Aktuell liegen keine veröffentlichten Daten zur STI-Prävention bei Medizinstudierenden in Deutschland und Ungarn vor.

Fragestellung: Diese Studie untersuchte das sexuelle Risikoverhalten inklusive Präventionsmaßnahmen für STI bei Medizinstudierenden.

Studiendesign/Methoden: In einer multizentrischen Querschnittstudie wurden Medizinstudierende des 1./3./5. Studienjahrs in Dresden, München, Budapest und Pécs zu ihrem Gesundheitsverhalten befragt. 56,2% der in 2014 registrierten Medizinstudierenden (n = 5223) nahmen an der anonymisierten, freiwilligen Befragung teil. Die Teilanalyse umfasst die beiden größten Subgruppen, deutsche und ungarische Medizinstudierende (n = 2354) mit Fokus auf die Risikogruppe von Studierenden mit ≥2 Sexualpartnern/letzte 12 Monate.

Ergebnisse: Signifikant weniger ungarische als deutsche Studierende beantworteten die Frage nach der Anzahl der Sexualpartner in den letzten 12 Monaten (65,8% vs. 83,5%, chi2-Test/p ≤0,001). 26,3% der Befragten (n = 467) gaben ≥2 Sexualpartner/12 Monate an, männliche Studierende häufiger als weibliche (M: 32,7% vs. F: 22,3%, chi2-Test/p ≤0,001). Es waren keine Unterschiede zwischen den Nationalitäten erkennbar. 28,0% der Studierenden mit ≥2 Partnern/12 Monate gaben keine oder seltene Kondomnutzung an (M: 21,8% vs. F: 33,5%, chi2-Test/p ≤0,05). Mehr als 50% der Studierenden mit ≥2 Partnern berichteten STI-Testungen nie oder selten durchzuführen. Regelmäßige Testungen wurden von 17,4% männlichen und 27,8% weiblichen Studierenden (chi2-Test/p ≤0,01) angegeben.

Diskussion: Etwa ein Viertel der Medizinstudierenden geben ≥2 Sexualpartner und damit ein erhöhtes Risiko für STI an. Der Anteil derjenigen, die keine oder selten Kondome nutzten, war bei den Medizinstudierenden geringer als in einer repräsentativen Vergleichsgruppe der BZgA [1], was auf ein risikobewussteres Verhalten bei den Studierenden verweist. Regelmäßige STI-Testungen bestätigten in der Risikogruppe ca. ein Viertel der Studierenden, was auf den Bedarf der Sensibilisierung für regelmäßige STI-Testung als Präventionsmaßnahme hinweist [2].

Schlussfolgerungen und Praxisrelevanz: Für die (zukünftigen) Ärzte ist eine frühzeitige Sensibilisierung für die STI-Prävention wichtig, um deren eigene Gesundheit sowie die ihrer Partner zu schützen, aber auch um Patienten beraten und diagnostizieren zu können. Die Thematik Prävention, Diagnose und Therapie von STI ist für Ärzte aller Fachdisziplinen relevant. Referenzen beim Verfasser.